„Er ist wieder da“ - jetzt auf der Bühne in Hamburg
Hamburg (APA/dpa) - Der „Führer“ ist nicht amüsiert. „Der Deutsche der Gegenwart trennt seinen Müll besser als seine Rasse“, bellt er - und ...
Hamburg (APA/dpa) - Der „Führer“ ist nicht amüsiert. „Der Deutsche der Gegenwart trennt seinen Müll besser als seine Rasse“, bellt er - und schickt sich an, die in seinen Augen unsäglichen Zustände zu ändern, mit einer Show für diese neuen „Fernsehapparate“. Nach dem Satireroman „Er ist wieder da“ (2012) von Timur Vermes hat im Altonaer Theater Hamburg am Sonntagabend Axel Schneiders Bühnenfassung Premiere gefeiert.
Und die geriet am Sonntagabend zum Beifall umrauschten Sieg für einen einsamen Helden: den Kabarettisten und Schauspieler Kristian Bader („Caveman“). Gekleidet in Soldatenkluft, die zunächst vom Staub der Geschichte in einer türkischen Blitzreinigung gesäubert werden muss, schnarrt, gellt und geifert der Hamburger (Jahrgang 1965) zweieinhalb Stunden lang, ohne an Prägnanz und entlarvender Lächerlichkeit zu verlieren - und ohne darstellerisch zu überziehen: Jeder Satz ein Treffer. Schreitet stechenden Schritts mit vorgebeugtem Kopf und fuchtelnden Armen, während er unsere „verlotterte“ Zeit analysiert. Und kneift jungen Frauen schon mal charmant in die Wange („Du darfst Onkel Wolf zu mir sagen“).
Damit die Gaudi der Hitler-Parodie und aktuellen Gesellschafts- und Mediengroteske auch keinesfalls in eine falsche Richtung abdriftet, stellt Hausherr Schneider, der zugleich Regie führt, in den Hintergrund stets eine abgerissene Gestalt (Georg Münzel), die melancholisch auf einer Geige spielt. Eher plakativer und vielleicht nicht für jeden erschließbarer Hinweis auf Holocaust und Auslöschung jüdischer Kultur durch die Nazis.
Überhaupt scheint der für den „Gröfaz“ verdient endende Abend vor allem als Solo für Bader konzipiert. Denn den fünf weiteren Darstellern in wechselnden Rollen wird zwischen kantigen Säulen im NS-Stil und vor großen Videobildern (Bühne: Lars Peter) wenig Raum zur Entfaltung gegeben.
(S E R V I C E - http://www.altonaer-theater.de)