USA

Erneut Proteste in Ferguson nach Festnahme eines Afroamerikaners

Vor der Polizeiwache versammelten sich am Sonntag spontan etwa hundert Menschen.
© REUTERS/Kate Munsch

Die Polizei in der von Unruhen erschütterten US-Stadt Ferguson hat einen 20-Jährigen festgenommen, der zwei Beamte durch Schüsse verletzt haben soll. Der Verdächtige habe möglicherweise aber die Beamten gar nicht treffen wollen, sondern eine andere Person.

Ferguson – Nach der Festnahme eines Verdächtigen rund um Schüsse auf zwei Polizisten in Ferguson ist es in der US-Kleinstadt erneut zu Protesten gekommen. Vor der Polizeiwache versammelten sich am Sonntag spontan etwa hundert Menschen, um die Polizei und den unter Druck stehenden Bürgermeister James Knowles zu unterstützen. Mehrere afroamerikanische Demonstranten organisierten einen Gegenprotest.

„Polizisten sind auch nur Menschen und die meisten Polizisten machen einen sehr guten Job“, sagte der weiße Demonstrant Blake Ashby, der an der Solidaritätskundgebung für die Polizei teilnahm. Einige der schwarzen Gegendemonstranten beleidigten die anwesenden Polizisten, andere zerrissen eine US-Flagge auf der Straße.

Zwei Polizisten angeschossen

Polizei und Staatsanwaltschaft hatten zuvor mitgeteilt, dass wegen der Schüsse auf die Polizisten ein 20-jähriger Afroamerikaner festgenommen worden sei. Er werde beschuldigt, Waffengewalt gegen zwei Polizisten angewandt zu haben, sagte Bezirksstaatsanwalt Robert McCulloch. In der Wohnung des jungen Mannes hätten die Ermittler eine Schusswaffe gefunden, die mit den am Tatort gefundenen Patronenhülsen übereinstimme.

Der Vorfall hatte sich in der Nacht auf Donnerstag ereignet. Bei einer Demonstration vor der Polizeiwache in Ferguson waren ein 32 und ein 41 Jahre alter Polizist angeschossen und schwer verletzt worden. Der festgenommene 20-Jährige habe zugegeben, mehrere Schüsse aus einem Auto heraus abgegeben zu haben, sagte McCulloch. Es sei aber möglich, dass er geschossen habe, ohne auf die Polizisten gezielt zu haben.

US-Justizminister Eric Holder begrüßte die Festnahme. Diese sei eine „klare Botschaft“, dass Akte der Gewalt gegenüber Polizisten „niemals toleriert“ würden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte der festgenommene 20-Jährige in der Vergangenheit an einigen der Demonstrationen in Ferguson teilgenommen. Mehrere Organisatoren der Proteste wiesen die Angaben jedoch strikt zurück. Er habe bei den Demonstrationen „nie sein Gesicht gesehen“, sagte der Pastor Derrick Robinson, der den Verdächtigen im Gefängnis besuchte.

20-Jähriger wollte andere Person treffen

Der 20-Jährige habe ihm erzählt, dass er auf einen Demonstranten geschossen habe, der versuchte, ihn auszurauben, sagte Robinson der Nachrichtenagentur AFP. Er habe den Angreifer aber nicht identifizieren können. Der 20-Jährige habe ihm außerdem Verletzungen gezeigt, die er nach eigenen Angaben von Schlägen durch die Polizisten bei seiner Festnahme erlitt, gab der Pastor an.

Ferguson ist ein Vorort von St. Louis im US-Staat Missouri. Der Ort war im Sommer international in die Schlagzeilen geraten, nachdem dort der unbewaffnete afroamerikanische Jugendliche Michael Brown von einem weißen Polizisten erschossen worden war. Der Fall führte in Ferguson und zahlreichen anderen Städten zu teils gewaltsamen Protesten und löste eine landesweite Debatte über Rassismus und Polizeigewalt aus.

Zwar entschied das US-Justizministerium, das Verfahren gegen den Polizisten einzustellen. Ein in der vergangenen Woche veröffentlichter Bericht des Ministeriums bestätigte jedoch routinemäßige Schikane von Afroamerikanern in der 21.000-Einwohner-Stadt. Der Bericht löste neue Proteste aus - darunter die Demonstration vor der Polizeiwache, bei der die Schüsse auf die Beamten fielen. (APA/AFP)

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