AKH-Korruptionsprozess: Unterlegener Unternehmer als Zeuge

Wien (APA) - Im seit der Vorwoche laufenden Korruptions-Prozess gegen drei hochrangige Beamte des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (AKH) ist...

Wien (APA) - Im seit der Vorwoche laufenden Korruptions-Prozess gegen drei hochrangige Beamte des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (AKH) ist am Montag jener Unternehmer als Zeuge vernommen worden, den die Angeklagten ohne sachliche Rechtfertigung benachteiligt haben sollen. Der Geschäftsführer der Janus-Gruppe, Dragan Janus (42), war bei zwei Vergabeverfahren jeweils demselben Mitbewerber unterlegen.

2004 wurden im Leasing-Weg 270 Hilfskräfte gesucht, 2008 ein Großauftrag im Bereich „Arbeitskräfteüberlassung und Managementleistung“ ausgeschrieben. Beide Male unterlag Janus der AGO Group (Akademischer Gästedienst in Österreich), obwohl diese deutlich teurer war.

Im ersten Fall hatte Janus in seinem Offert jährliche Kosten von 356.425 Euro kalkuliert, während man bei der AGO 2,818 Millionen Euro veranschlagte. In seiner stundenlangen Befragung wehrte sich der unterlegene Bewerber nun vor dem Schöffensenat (Vorsitz: Georg Olschak) gegen die Darstellung der Angeklagten, sei Angebot sei wertlos, weil unrealistisch gewesen. In seine Kalkulation wäre sehr wohl eine Risikobewertung eingeflossen, betonte Janus.

Während die AGO beim durchschnittlichen Dienstnehmer von über zehn Krankenstandtagen im Jahr ausging, habe er lediglich 4,6 angesetzt. Dabei habe es sich aber nicht um Fantasiezahlen, sondern konkrete Erfahrungswerte gehandelt: „Wir haben gesunde Mitarbeiter.“ Vor allem aber habe die AGO die Kosten der vor Ort erforderlichen Manager fast drei Mal so hoch angesetzt und damit den Preis nach oben gedrückt.

Weil ihm vermittelt wurde, er habe einerseits „zu billig“ angeboten und stehe andererseits einem „Wunschkandidaten“ im Weg, zog Dragan Janus dennoch ein Angebot zurück. Die Entscheidungsträger im AKH hatten ihm versichert, er werde dafür auf jeden Fall seinen bestehenden Vertrag - dabei ging es um den Reinigungsbereich - behalten.

Ein paar Jahre später war Janus dann sogar um 3,08 Millionen Euro billiger als die AGO, und als wieder versucht wurde, ihn zum Aufgeben zu bewegen, entschloss sich der Unternehmer diesmal zur Gegenwehr. „Ich lass mir das nicht mehr bieten, ein zweites Mal ziehe ich nicht zurück“, beschied er einem angeklagten Beamten.

Gegen die neuerliche Auftragsvergabe an die AGO legte er Einspruch ein. Die drei Angeklagten hätten daraufhin mehr als ungehalten reagiert und ihn unter Druck gesetzt. Einer bestellte ihn zu einem Gespräch: „Seine Aufgabe war es nur, mich dazu zu bringen, den Einspruch zurückzuziehen.“ Ihm sei vorgehalten worden, ob er „wahnsinnig“ sei, man habe ihm gedroht, er werde im AKH bzw. vom Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) keine Aufträge mehr bekommen. 60 Prozent seines gesamten Umsatzes machte Janus damals im AKH.

Gemeinsam mit seiner Ehefrau sei er am Ende „zur Überzeugung gelangt, dass es gescheiter ist, zurück zu ziehen und sich nicht mit dem mächtigen Apparat anzulegen“, schilderte der Firmenchef. Er habe allerdings 2010 seinen Vertrag im AKH verloren, als die dubiosen Vorgänge bekannt wurden und gegen die ranghohen Beamten - zwei von ihnen sind seither vom Dienst suspendiert, einer mittlerweile im Ruhestand - ein Strafverfahren eingeleitet wurde. Er habe diese Krisenzeit nur deshalb überstanden, weil er in andere Bundesländer wechselte, berichtete der Zeuge. Seit April 2014 hat die Janus-Gruppe wieder einen Reinigungs-Auftrag im AKH.

Auf die Frage, woher er grundsätzlich seine recht detaillierten Informationen über interne Vorgänge in der Großklinik habe, verwies Janus auf seine langjährigen Erfahrungen im AKH: „Wenn Sie im AKH etwas loswerden wollen, erzählen Sie es einer Reinigungskraft. Dann weiß es zwei Minuten später das ganze Haus.“

Das Verfahren gegen die Beamten, denen Untreue, Betrug und in einem Fall auch schwere Erpressung angekreidet wird, ist bis Mitte April angesetzt.