Standort Tirol

Festspiele Erl bauen auf neue Gesellschafter

© Andreas Rottensteiner / TT

Der Baukonzern Strabag übernimmt 16 Prozent an der Festspielgesellschaft. In der Wintersaison 2015/16 inszeniert Kuhn Rossinis „Barbier von Sevilla“.

Erl –Anders als etwa die Bregenzer und Salzburger Festspiele wollen die Tiroler Festspiele Erl trotz der Anhebung des begünstigten Mehrwertsteuersatzes für kulturelle Veranstaltungen von zehn auf 13 % ihre Kartenpreise nicht erhöhen. Das erklärte Festspiel-Präsident und Sponsor Hans Peter Haselsteiner am Dienstag im Rahmen der Programmpressekonferenz für die Winterfestspiele 2015/16. Zwar bedeute die steuerliche Maßnahme auch für die Erler Festspiele, „dass wir drei Prozent weniger Nettoeinnahmen haben werden. Das ist nicht lustig“, so Haselsteiner. Dennoch wolle man diese Last nicht auf die Besucher abwälzen.

Geteilt werden soll künftig indes die Last der Verantwortung für den Erhalt des Festspielbetriebs. Aus bisher zwei Gesellschaftern (Verein „Tiroler Festspiele Erl“ mit 49 %, Land Tirol mit 51 %) werden, so berichteten Haselsteiner und Kulturlandesrätin Beate Palfrader von der kurz zuvor zu Ende gegangenen Generalversammlung, vier: Der Baukonzern Strabag, von dessen Spitze sich Haselsteiner 2013 zurückgezogen hat, und die Hans Peter Haselsteiner Familien-Privatstiftung übernehmen jeweils 16 % der Vereins-Anteile, das Land Tirol ein Prozent. Mehrheitseigentümer bleibt mit 52 % also das Land – und habe damit „die Verantwortung, die wir versuchen, bestmöglich mitzutragen“, so Haselsteiner.

Inhaltlich begeben sich die vierten Winterfestspiele Erl wieder in Belcanto-Gefilde: Auf dem Programm steht Gioacchino Rossinis „Il barbiere di Siviglia“ (Premiere am 26. Dezember), den Gustav Kuhn inszenierend und observierend verwirklicht: Das Dirigentenpult überlässt er seinem Chefdramaturgen und stellvertretenden künstlerischen Leiter Andreas Leisner – nicht ohne zu betonen, dass er „jederzeit einspringen“ könne, „wenn etwas schiefgeht“. Für das Bühnenbild wurde der deutsche Design-Papst Peter Schmidt engagiert, der im Theater u. a. mit John Neumeier zusammengearbeitet hat – und somit gute Kontakte zu dessen Hamburger Ballett mitbringt. Was sich, so Kuhn, auch in der Erler Rossini-Inszenierung niederschlagen werde.

Der kommende Winter bringt außerdem eine Wiederaufnahme von Giuseppe Verdis „Nabucco“ (Premiere 27. Dezember) unter der musikalischen Leitung von Kuhn, im Konzertprogramm findet sich erstmals ein Vorsilvesterkonzert (30. Dezember) mit Operettenklängen, kammermusikalisch erledigt das junge Kärntner Acies Quartett „Vier auf einen Streich“, darunter eine Uraufführung von Matthias Drievko. Zu Gast ist außerdem Mundharmonika-Spezialist Gianluca Littera, Komponist Daniel Schnyder lädt zu Murnaus „Faust“ zum ersten Filmkonzert ins Festspielhaus, Franui geben ein Fra-„Nuijahrskonzert“ und Kuhn widmet sich mit Pianistin Jasminka Stancul Webern, Beethoven und Tschaikowsky.

Zuvor jedoch begeben sich die Festspiele auf die bereits letzten Herbst angekündigte China-Tournee: Von 6. bis 18. Oktober sorgt man mit „Meistersingern“, „Tristan und Isolde“ und 24-Stunden-Ring gleich für mehrere Erstaufführungen und Premieren im gesamten asiatischen Raum.

Den Kostendruck steigen sieht Haselsteiner im Übrigen nicht nur angesichts der Mehrwertsteuer-Anhebung, sondern auch durch die „wirklichkeitsferne“ Gestaltung etwa der Sozialabgaben, „die überhaupt nicht auf die Spezifika des Kulturbetriebs Rücksicht nehmen“. Diesbezüglich hoffe er auf Nachbesserungen durch Politik und Behörden. (jel)

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