Hypo-Boss Kronthaler: „Der Titel entschädigt nicht“
Nach dem Gewinn des MEVZA-Pokals sprach Hypo-Tirol-Manager Hannes Kronthaler über Freud und Leid auf dem glänzenden Parkett.
Innsbruck – Sein Name steht seit Jahren für erfolgreichen Tiroler Volleyball-Sport. Dass Manager Hannes Kronthaler das nicht nur Freunde eingebracht hat, versteht sich von selbst. Am Wochenende gewannen seine Mannen den ersten Titel der Saison: den der mitteleuropäischen Liga (MEVZA). Die Lobgesänge des Bauherren halten sich trotzdem in Grenzen.
Entschädigt der dritte MEVZA-Pokal (2009, 2012, 2015) der Vereinsgeschichte für das frühe Ausscheiden in der Champions-League-Gruppenphase?
Hannes Kronthaler: Nein, der Titel entschädigt nicht. Sicher ist es schön. Aber mich ärgert es immer noch, dass wir in der Königsklasse nicht das gezeigt haben, was in uns steckt. Wir haben das Potenzial auf dem Parkett nicht ausgeschöpft und das macht mich heute noch grantig. In Bleiburg haben wir das endlich gemacht. Zu spät aber für die Königsklasse.
So mancher Optimist wollte nach dem 3:0-Finalsieg über Aich/Dob (MEVZA-Finale, Bleiburg) auch gleich zum österreichischen Meistertitel gratulieren.
Kronthaler: Das machen aber nur die Ahnungslosen. Im AVL-Finale fängt alles wieder bei null an. Aich/Dob hat einen neuen Coach, neue Spieler – das dauert noch ein wenig. Sicher hat Sportdirektor Martin Micheu von einem Zwei-Klassen-Unterschied gesprochen, aber der jammert stets gerne. Das wird ein hartes Stück Arbeit.
Also war der klare Finalerfolg eher ein Schuss vor den Bug für die Kärntner?
Kronthaler (lacht): Es war eher ein Abschuss. Trotzdem müssen im AVL-Finale bei uns alle fit sein. Außerdem steigt morgen zuerst einmal das Halbfinale.
Die mitteleuropäische Liga wird neu strukturiert. Spielt Hypo in der kommenden Saison überhaupt noch in der heimischen Liga?
Kronthaler: Auf alle Fälle. Die MEVZA haben wir neu strukturiert, es werden vier Mannschaften jeweils an drei Tagen in Turnierform am Start stehen. Am Schluss gibt es ein Final-Four. Es kommen einfach neun Partien dazu, da tu’ ich mir bei den Verträgen mit den Spielern einfach leichter.
Inwiefern?
Kronthaler: Ich wollte ja schon mit zwei meiner Volleyballer verlängern, aber die warten ab. Die AVL-Attraktivität ist ein gewichtiger Minuspunkt. Da machen zu viele Breiten- statt Leistungssport. Wir würden auch gerne den österreichischen Cup in Bestbesetzung und mit den Legionären spielen, werden dabei jedoch stets von diesen Mannschaften überstimmt. Da verstehe ich meine Spieler gut, wenn sie abwarten und ihre Angebote ausloten.
Stellt man sich da hin und wieder die Sinnfrage?
Kronthaler: Also wenn es Aich/Dob nicht mehr gäbe, müsste ich mich schon fragen: Welche Alternative habe ich? Noch überwiegt aber mein Wunsch, auf internationaler Ebene dabei zu sein. Obwohl ich realistisch genug bin, um zu wissen: Die Champions League kann ich mit dem Budget nicht gewinnen.
Haben Sie für sich ein Ablaufdatum im Kopf?
Kronthaler: Ich denke stets in Perioden. Jetzt einmal dauert alles noch zwei Jahre, danach sehen wir weiter. Ich bin keiner, der von heute auf morgen alle Zelte abbricht. Und sorgen muss man sich um mich sowieso nicht. Vielleicht mache ich irgendwann einmal ganz was anderes.
Vielleicht landen Sie doch noch beim FC Wacker Innsbruck.
Kronthaler (lacht): Das kann ich auf Lebzeiten ausschließen.
Das Interview führte Daniel Suckert