Übersetzungsprojekt als Auftakt zu „Schutzbefohlenen“-Erstaufführung
Wien (APA) - „Die Schutzbefohlenen“ kehren nach Wien zurück. Elfriede Jelinek hatte mit dem Text auf die Votivkirchen-Besetzung durch Asylbe...
Wien (APA) - „Die Schutzbefohlenen“ kehren nach Wien zurück. Elfriede Jelinek hatte mit dem Text auf die Votivkirchen-Besetzung durch Asylbewerber im Winter 2012/13 und auf die Flüchtlingstragödien im Mittelmeer reagiert. Die Urlesung gab es im September 2013 in der Hamburger St.-Pauli-Kirche, die Uraufführung im Mai 2014 in Mannheim. Am 28. März findet im Burgtheater die Österreichische Erstaufführung statt.
Die Uraufführung durch Nicolas Stemann, die als Produktion des Hamburger Thalia Theaters im Rahmen des Festivals „Theater der Welt“ stattfand, hat Aufsehen erregt und ist zum Berliner Theatertreffen und zu den „Stücke“-Tagen in Mülheim eingeladen, wo Jelinek mit ihrem an Aischylos‘ „Die Schutzflehenden“ angelehnten Stück bereits zum fünften Mal den Dramatikerpreis gewinnen könnte.
Stemann hat für seine Inszenierung nicht nur mit Profi-Schauspielern, sondern auch mit Flüchtlingen gearbeitet - was in Hamburg für eine besondere Dynamik auf der Bühne sorgte: Die beteiligten Flüchtlinge der Hamburger Lampedusa-Gruppe haben sich in ihrem Kampf um Anerkennung politisiert und organisiert und agieren als Fleisch im Stachel einer westlichen Zivilgesellschaft, die auf globale Tragödien mit Abschottung statt mit Öffnung reagiert.
Ein Flüchtlings-Projekt bildet nun in Wien den Auftakt zu der von Michael Thalheimer inszenierten Österreich-Premiere. „Die, should sea be fallen in“ ist „der Versuch, den Asylwerbern, die 2012 an der Besetzung der Votivkirche teilgenommen haben und von denen kaum einer deutsch sprach, Elfriede Jelineks Text näher zu bringen“, wie es in einer Ankündigung heißt.
Das Übersetzungsprojekt des „Versatoriums - Verein für Gedichte und Übersetzen“, einer 2009 aus mehreren Universitätsseminaren hervorgegangenen unabhängigen Gruppe von rund 30 jungen Wissenschaftern verschiedener Fachbereiche, dem Autor Peter Waterhouse und der georgischen Übersetzerin Nino Idoidze, wird am Donnerstag (19. März, 20 Uhr) im Vestibül des Burgtheaters präsentiert.
An dem in Zusammenarbeit mit der Regisseurin Ivna Zic und dem „Drama Forum“ von uniT entstandenen Abend sind neben Asylwerbern des „Refugee Protest Camp Vienna“ auch Studierende der Universität Wien beteiligt. In einem „Resonanzraum“ werde „die Einsprachigkeit der deutschen Fassung mehrsprachig aufgefasst, auf Englisch, Urdu, Pashtu und Georgisch übersetzt und von den Refugees und beteiligten Studierenden gesprochen, gesungen, gelesen“, so die Vorschau.
Parallel dazu sucht das Burgtheater für zehn der damals am Protestcamp beteiligten Flüchtlinge nach Unterkünften, „nachdem sie aus einem privat zur Verfügung gestellten Haus zum Ende des Monats ausziehen müssen. Diese Menschen, die sich in einem laufenden Asylverfahren befinden, bekommen Grundversorgung von der Caritas. Aber Zimmer oder Wohnungen zu finden ist fast unmöglich.“ Informationen und Kontakt gibt es über die Burgtheater-Homepage.
(S E R V I C E - „Die, should sea be fallen in“ ein Übersetzungsprojekt mit Refugees und dem VERSATORIUM, Burgtheater-Vestibül, 19.3., 20 Uhr; „Die Schutzbefohlenen“ von Elfriede Jelinek, Österreichische Erstaufführung, Regie: Michael Thalheimer, Bühnenbild: Olaf Altmann, Kostüme: Katrin Lea Tag, Musik: Bert Wrede; mit: Jasna Fritzi Bauer, Sarah Viktoria Frick, Alexandra Henkel, Christiane von Poelnitz, Stefanie Reinsperger, Catrin Striebeck, Adina Vetter, Lucas Gregorowicz, Tino Hillebrand, Daniel Jesch, Marcus Kiepe, André Meyer, Tilo Nest, Thomas Reisinger, Daniel Sträßer und Stefan Wieland; Burgtheater, Premiere: 28.3., 19.30 Uhr, Weitere Aufführungen: 31.3., 2., 23., 27., 29.4., Karten: 01 / 513 1 513, www.burgtheater.at )