Kriegsende - Russland und Ukraine gedenken in Wien nicht gemeinsam

Wien (APA) - Der ukrainische Botschafter in Österreich Oleksander Scherba hat seinen russischen Amtskollegen darüber informiert, dass sich s...

Wien (APA) - Der ukrainische Botschafter in Österreich Oleksander Scherba hat seinen russischen Amtskollegen darüber informiert, dass sich sein Land heuer in Wien an keinen gemeinsamen Gedenkfeiern zum Kriegsende beteiligen werde. Die russische Botschaft hatte zuvor auch ukrainische Vertreter zu den traditionellen Kranzniederlegungen am Wiener Zentralfriedhof und beim Denkmal am Schwarzenbergplatz eingeladen.

„Eure Exzellenz! Angesichts des Herannahens eines für die Ukraine heiligen Datums, das mit der Befreiung Europas vom Faschismus verbunden ist, plant die Botschaft Kranzniederlegungen bei Befreierdenkmälern“, schrieb Botschafter Scherba an seinen russischen Botschafterkollegen in Wien, Sergej Netschajew. In Verbindung mit der andauernden russischen Besetzung von ukrainischem Territorium und einer russischen Aggression gegen die Ukraine, die mit russischen Waffen, unter russischen Flaggen, mit den Händen russischer Staatsbürger vollzogen werde, werde man diese Gedenkfeiern getrennt von Vertretern Russland durchführen, so der ukrainische Botschafter weiter.

„Ich hoffe, dass die Zeit kommen wird, dass Botschafter der Ukraine und Russlands wieder gemeinsam Blumen an die Gräber ihrer (gefallenen, Anm.) Großväter in Europa legen werden. Der Weg der Versöhnung und des Verzeihens wird jedoch ein langer sein“, schloss Scherba in seinem in russischer Diplomatensprache verfassten Brief, den der Botschafter am Montag auf Facebook veröffentlichte. Die russische Botschaft in Wien bestätigte, dass Russlands Vertreter Sergej Netschajew das Schreiben erhalten habe.

Seit dem Zerfall der Sowjetunion hatten Vertreter der GUS-Staaten traditionell gemeinsam des Endes des „Großen Vaterländischen Krieges“ gedacht, der nach sowjetischer Lesart mit dem Überfall Nazideutschlands auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 startete und mit der deutschen Kapitulation in den späten Abendstunden des 8. Mai 1945 zu Ende ging. Da diese Kapitulation nach Moskauer Uhrzeit bereits auf den nächsten Tag fiel, erklärte die Sowjetunion den 9. Mai zum „Tag des Sieges“.

2015 sind anlässlich des 70. Jahrestages des Kriegsendes auch in Österreich zahlreiche Gedenkveranstaltungen geplant: Die russische Botschaft in Wien plant für den 13. April, dem Jahrestag der Befreiung Wiens, und für den 8. Mai Kranzniederlegungen an den Gräbern sowjetischer Soldaten am Wiener Zentralfriedhof und am Heldendenkmal der Roten Armee am Schwarzenbergplatz in Wien.

(Alternative Schreibweisen: Alexander Scherba, Oleksandr Schtscherba)