Prinz Harry kehrt der britischen Armee den Rücken
London (APA/AFP) - Prinz Harry kehrt den britischen Streitkräften nach zehn Jahren den Rücken. Der 30-Jährige erklärte in der Nacht auf Dien...
London (APA/AFP) - Prinz Harry kehrt den britischen Streitkräften nach zehn Jahren den Rücken. Der 30-Jährige erklärte in der Nacht auf Dienstag, er werde die Armee im Juni verlassen. Dies sei eine „wirklich harte Entscheidung“ gewesen, allerdings freue er sich nun auf ein „neues Kapitel“ in seinem Leben. Experten des britischen Königshauses sind von der Entscheidung überrascht.
Prinz Harry ist Absolvent der königlichen Militärakademie im britischen Sandhurst. Zweimal brachte ihn der Dienst beim Militär schon nach Afghanistan: Einmal im Winter 2007/2008 als Fliegerleitoffizier und einmal in der Zeit zwischen 2012 und 2013 als Hubschrauberpilot. Seit rund einem Jahr versieht er hauptsächlich einen Bürojob: Als Stabsoffizier in London organisiert er vor allem militärische Gedenkfeiern. Laut den Experten des Königshauses wollte der Prinz schon als Kind zum Militär, das Leben dort schien ihm bisher ausgesprochen zu gefallen.
Nun aber will Harry seine Zeit beim Militär nach einer vierwöchigen Abordnung nach Australien im April und Mai beenden. Dort will er mit verschiedenen Armee-Einheiten in Sydney, Darwin und Perth trainieren. Der Chef der australischen Streitkräfte, Mark Binskin, sagte, den Prinzen erwarte ein „anspruchsvolles Programm“, bei dem es neben dem Militärtraining auch um seinen Einsatz für die Ureinwohner gehen werde.
Harry verbrachte im Jahr 2003 mehrere Monate in Australien, wo er als Cowboy auf einer Farm im Hinterland arbeitete. Königin Elizabeth II., seine Großmutter, ist Staatsoberhaupt der Commonwealth-Länder, darunter Australien, Kanada und Neuseeland. Noch im vergangenen April hatte das britische Königshaus australische Medienberichte über einen geplanten sechsmonatigen Einsatz des Prinzen bei den australischen Streitkräften dementiert.
Im Anschluss an seinen Aufenthalt in Australien werde der Prinz zu einem offiziellen Besuch nach Neuseeland reisen, danach sei ein Freiwilligendienst in Afrika geplant, erklärte der Kensington-Palast. Noch vor dem Jahresende werde er sich dann als Freiwilliger um verwundete oder kranke Armeeangehörige kümmern. Zudem komme er weiterhin seinen Verpflichtungen im Dienste seiner Großmutter nach.
Welche Laufbahn der 30-Jährige danach einschlagen werde, war noch unklar. Im Moment prüfe er noch die Optionen, erklärte er: „Ich bin sehr gespannt auf die Möglichkeiten.“ Auf seine Zeit bei den britischen Streitkräften blicke er „dankbar“ zurück. „Die Erfahrungen, die ich in den vergangenen zehn Jahren gemacht habe, werde ich immer bei mir tragen.“ Zwangsläufig seien aber „die meisten guten Dinge einmal vorbei“.
Generalstabschef Nicholas Carter lobte vor allem die Professionalität und Fähigkeiten des scheidenden „Captain Wales“, wie der Prinz in der Armee genannt wurde. Er sei immer an „vorderster Front“ gewesen und habe stets darauf bestanden, genauso behandelt zu werden wie seine Kameraden. Der General verwies zudem auf Harrys Engagement für die Invictus Games, einer Art Paralympics für kriegsversehrte Soldaten.
Harry ist derzeit die Nummer vier in der britischen Thronfolge. Nach der Geburt des zweiten Kindes seines älteren Bruders William, die für April erwartet wird, rutscht er auf Rang fünf.