Teresa von Avila - Mystikerin, Kirchenlehrerin, Ordensreformatorin
Madrid/Wien (APA) - Spanien gedenkt heuer einer seiner Nationalheiligen, die christliche Welt einer der größten Mystikerinnen, Ordensreforma...
Madrid/Wien (APA) - Spanien gedenkt heuer einer seiner Nationalheiligen, die christliche Welt einer der größten Mystikerinnen, Ordensreformatorinnen und (seit 1970) ersten zur Kirchenlehrerin erhobenen Frau anlässlich ihres 500. Geburtstages: Teresa (Theresia) von Avila (1515-82). Durch ihre umfangreichen, nun auch zur Weltliteratur zählenden Schriften gilt sie auch als eine der Klassikerinnen der spanischen Sprache.
Teresa Sanchez de Cepeda y Ahumada (so ihr voller Name - den Namen Teresa de Jesus legte sie sich erst zu Beginn ihrer Klostergründungen zu) wurde am 28. März 1515 in Avila als drittes Kind aus der zweiten Ehe ihres Vaters Don Alonso Sanchez de Cepeda geboren, der aus seiner ersten Ehe bereits zwei Kinder hatte. „Wir waren zusammen drei Mädchen und neun Knaben“, erinnerte sich Teresa später in ihrer Autobiografie. Als Kind scheiterte ihr Versuch, zusammen mit ihrem Bruder Rodrigo in das Land der Mauren zu ziehen, um dort den Märtyrertod zu erleiden.
Während einige ihrer Brüder später als Konquistadoren in die Neue Welt gingen, wurde die des Lesens und Schreibens kundige Teresa nach dem Tod ihrer Mutter 1528 vom Vater zur weiteren Bildung in das Augustinerinnenkloster Santa Maria de la Gracia in Avila gegeben, das sie aber nach 18 Monaten aus gesundheitlichen Gründen verließ. Während ihres Aufenthaltes bei einer verheirateten Schwester las sie Bücher und Briefe des Kirchenvaters Hieronymus, die für ihre spätere Berufung von Bedeutung wurden.
Gegen den Willen ihres Vaters trat sie 20-jährig in das Karmeliterinnenkloster Santa Maria de la Encarnacion in Avila ein, wo sie 1537 ihre Ordensprofess ablegte. Wegen einer rätselhaften Erkrankung verließ sie 1538 vorübergehend das Kloster, bei einem Besuch eines Onkels fiel ihr das Werk „Tercer Abecedario Espirituel“ („Drittes geistliches ABC“) des Franziskaners Francisco de Osuma in die Hände, durch das sie in dem schon lange von ihr geübten „innerem Beten“ bestärkt wurde. Todkrank kehrte sie 1539 in ihr Kloster zurück, erst ab 1542 ging es ihr besser, zeitlebens blieb sie aber von labiler Gesundheit.
Zur Fastenzeit 1554 wurde der in eine religiöse Krise geratenen Teresa vor einer Statue des Schmerzensmannes eine tiefe Erfahrung seiner Liebe zuteil, die in ihr eine „völlige innere Umkehr und Befreiung“, ihre „zweite Bekehrung“ bewirkte. In den folgenden Jahren erlebte sie erste tiefgreifende Gebetserfahrungen und Visionen, dabei aufgetretene Ängste konnte sie durch Aufklärung und Hilfe seitens Dominikaner und Jesuiten überwinden. In dieser Zeit begann sie auch ihre Selbstbiografie.
Nach einer Höllenvision 1560 und dem bewusst werden des Geschenks der Barmherzigkeit Gottes hegte sie den Wunsch nach“konsequenterem Leben und apostolischer Begeisterung“ - im gleichen Jahr kam in ihr zusammen mit Verwandten und Freunden der Wunsch auf, eine Gemeinschaft nach Art der sog. Descalzas“ (Unbeschuhten) zu gründen, wie damals die Reformbewegungen innerhalb ihrer jeweiligen Orden genannt wurden.
Unterstützt vom Bischof von Avila, Don Alonso de Mendoza, erhielt Teresa von Papst Pius IV. die Erlaubnis, in Avila ein Kloster zu gründen, in dem wieder die ursprüngliche Ordensregel der Karmeliter befolgt werden sollte. So kam es 1562, nach einem längeren Aufenthalt in Toledo, wo Teresa Kontakte mit höchsten und niedrigen Gesellschaftsschichten - von König Philipp II. bis zu einfachen Arbeitern- pflegte, zur Gründung des ersten Convento de San Jose der Unbeschuhten Karmeliterinnen in Avila, dem bald ein weiteres in der Handels- und Messestadt Medina del Campo folgen sollte. Bis 1582 folgten dann in ganz Spanien noch 15 weitere Gründungen, in fast allen von ihnen sind Reliquien und persönliche Erinnerungen an die Gründerin erhalten.
In Zusammenarbeit mit San Juan de la Cruz (Johannes vom Kreuz - 1542-91, Heiliger und Kirchenlehrer, wegen seiner bahnbrechenden mystischen Schriften Doctor Extatico genannt - über ihn hat Papst Johannes Paul II. seine Theologische Dissertation verfasst) wurde Teresa auch zur Gründerin des männlichen Zweiges der Unbeschuhten Karmeliter, nachdem sie ihn 1568 in Valladolid in ihre Ziele eingeführt hatte (Geschwisterlicher Lebensstil, Freiwerden vom Ego, intensive „Freundschaft“ mit Gott, Demut und Bemühen um Selbsterkenntnis).
1571 Priorin des Klosters Encarnacion in Avila geworden, holte sie Juan de la Cruz als Spiritual und Beichtvater in diesen inzwischen auf 200 Schwestern angewachsenen Konvent. In den letzten 20 Jahren ihres Lebens reiste Teresa trotz ihrer labilen Gesundheit zu allen Jahreszeiten und allen Wetterunbilden zum Trotz in Spanien herum zur Neugründung von Klöstern, dazwischen besuchte sie immer wieder Avila bzw. ihre Gründungen . Sie erhielt den Spitznamen „Herumteiberin Gottes“.
Teresas Aktivitäten bzw. Neugründungen führten zu Auseinandersetzungen mit dem Stammorden, dies vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Auseinandersetzungen in der Reformpolitik zwischen der päpstlichen Kurie in Rom und dem Hof König Philipps II., der dem „Regalismus“ widersprechende Einflusse aus dem Ausland entgegentrat. Dieses Problem konnte erst durch die Einrichtung einer selbstständigen Ordensprovinz des entstehenden Teresianischen Karmel durch ein Breve Papst Gregors XIII. 1580 beigelegt werden.
Auch fanden die Neugründungen nicht immer die sofortige Billigung durch die jeweiligen Stadtverwaltungen und Bischöfe, weil sie befürchteten, Almosen für andere Klösterliche Gemeinschaften könnten zurückgehen und die Klöster dadurch Schaden nehmen. Teresas unerschrockene Haltung führte auch wiederholt zu Problemen mit kirchlichen Instanzen, auch die Inquisition widmete ihr Aufmerksamkeit, es kam aber nicht zu einem Ausschluss aus der Kirche.
Als Teresa von ihrer letzten Gründung in Burgos auf dem Weg nach Avila war, wurde sie vom Provinzvikar Antonio de Jesus nach Alba de Tormes (südlich von Salamanca) beordert, um der jungen Herzogin von Alba bei deren Niederkunft beizustehen. Todkrank kam sie dort am 20. September 1582 an und verstarb im dortigen Karmel am 4. Oktober. Tags darauf wurde sie in dem Kloster beerdigt. An ihrem Todestag trat die Gregorianische Kalenderreform in Kraft, wonach auf den 4. Oktober sofort der 15. Oktober folgte, der jetzt Teresas offizieller Gedenktag ist.
Teresa wurde 1614 selig und 1622 zusammen mit Isidor Labrador, Ignatius von Loyola, Franz von Javier (Xaver) und Filippo Neri heiliggesprochen und ist als Schutzpatronin Spaniens dem Apostel Jakobus d. Ä. (Santiago Mayor) gleichgestellt. Sie ist seit 1922 Ehrendoktorin der Universität von Salamanca. Am 27. September 1979 wurde sie zur Überraschung der ganzen christlichen Welt von Papst Paul VI. als erste Frau zum Doctor Ecclesiae (Kirchenlehrerin) erhoben. Teresa gilt auch als Patronin der Schachspieler und der spanischen Schriftsteller.