„Grexit“ für Chef der deutschen Wirtschaftsweisen das kleinere Übel
Berlin/Athen (APA/Reuters) - Ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone (Grexit) würde nach Auffassung des Chefs der deutschen Wirtschaf...
Berlin/Athen (APA/Reuters) - Ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone (Grexit) würde nach Auffassung des Chefs der deutschen Wirtschaftsweisen, Christoph Schmidt, die anderen Euro-Länder wirtschaftlich nicht grundlegend bedrohen.
Gefährlicher als die ökonomischen Folgen eines „Grexit“ wären die politischen Auswirkungen, wenn es Griechenland erlaubt werde, vertragliche Vereinbarungen seiner Rettungspakete einseitig aufzukündigen, sagte Schmidt der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Dann könnten politische Strömungen in Europa Auftrieb und mehr Zulauf erhalten, die vermeintlich leichte Auswege aus der Krise versprächen, warnte er.
„Nach all den Reformen der Architektur des Euroraums und angesichts des Engagements der EZB wäre für die übrigen Euro-Staaten ein Grexit wohl verkraftbar“, sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrates der deutschen Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.
Zuvor hatte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, er fürchte, dass die griechische Regierung das Land aus dem Euro treibt. „Natürlich ist ein Euroaustritt selbst bei einer Staatsschuldenkrise und einem Bankenkollaps kein Automatismus“, erläuterte er. Auf die Frage, ob ein von keinem gewolltes Ausscheiden aus der Eurozone dennoch drohe, antwortete er: „Das ist letztlich immer eine bewusste, freiwillige Entscheidung der griechischen Regierung und keines anderen“. Er fürchte aber, dass die Entwicklung in diese Richtung gehe.
Die Lösung der akuten Zahlungsprobleme wird auch den am Donnerstag beginnenden EU-Gipfel in Brüssel beschäftigen. Dass dort eine Einigung zu diesem Thema gefunden wird, erwartet der DIW-Präsident aber nicht, wie er sagte.