Brustkrebskonferenz: Mammakarzinom 2 - Impfungen erst am Anfang

Wien (APA) - Tamoxifen, das seit vielen Jahren in der Behandlung von Frauen mit hormonabhängigem Brustkrebs nach der Operation und einer all...

Wien (APA) - Tamoxifen, das seit vielen Jahren in der Behandlung von Frauen mit hormonabhängigem Brustkrebs nach der Operation und einer allfälligen Strahlentherapie eingesetzt wird, hat als Präventionsmittel nur einen mäßigen Effekt. Doch es gibt neuere Arzneimittel, die mehr versprechen.

„Mit sogenannten selektiven Östrogenrezeptor-Modulatoren (SERMs; z. B. Raloxifen) erreicht man eine Senkung des Brustkrebsrisikos (hormonabhängige Tumore; Anm.) um rund 50 Prozent. Mit Aromatasehemmern liegt diese Reduktionsrate zwischen 58 und 73 Prozent“, sagte der britische Experte Mangesh Thorat. Die sogenannten Aromatasehemmer haben als Substanzen, welche die Östrogenproduktion des Körpers insgesamt blockieren, auch in der medikamentösen Therapie von dafür geeigneten Mammakarzinompatientinnen eine höhere Wirksamkeit als die Rezeptor-Modulatoren.

Bei der Untergruppe der HER-2-positiven Mammakarzinome wird derzeit versucht, die bei solchen Erkrankungen in der medikamentösen Therapie verwendeten Mittel, zum Beispiel monoklonale Antikörper wie Trastuzumab oder Enzymhemmer (z.B. Lapatinib), in die Prävention hinüber zu ziehen. Hier gibt es aber erst wenige und relativ kleine Studien mit Probandinnen, deren Resultate publiziert wurden.

Eine ganz andere Strategie stellen präventiv wirkende Vakzine gegen das Mammakarzinom dar. Nora Disis, Pathologin von der Universität Washington (USA) gab einen Überblick zu den derzeit laufenden Forschungsarbeiten: „Man weiß, dass Patientinnen, die im Tumorgewebe mehr infiltrierende Immunzellen aufweisen, eine bessere Prognose haben. Also sollte man durch eine Impfung die CD4-positiven T-Zellen aktivieren, welche die Immunantwort verstärken (CD4-positive Zellen vom Typ 1; Anm.), und ebenso die Aktivität der CD8-positiven T-Zellen erhöhen, die Tumorzellen auflösen können.“

Schnell stießen Nora Disis und ihre Kollegen bei der Entwicklung einer Vakzine mit Proteinbestandteilen aus Mammakarzinomen, die zu einer anhaltenden Abwehrreaktion gegen aufkeimende Tumore führen sollen, auf ein Problem, das die Onkologen mit ihren zunehmend auf die molekularbiologische Charakteristik der Karzinome ausgerichteten „personalisierten Therapien“ haben. „Das Repertoire an Antigenen (charakteristischen Proteinstrukturen; Anm.) ändert sich von Karzinomen im Frühstadium zu Karzinomen im fortgeschrittenen Stadium“, stellte die US-Wissenschafterin fest.

Während die Onkologen darauf mit wiederholten molekularbiologischen Untersuchungen von Tumorgewebe reagieren wollen, gehen die Krebsimpfstoffentwickler einen etwas anderen Weg. Nora Disis erklärte das Prozedere: „Wir brauchen eine Immunität, bevor ein Karzinom massiv auftritt.“ Man sollte die im Impfstoff verwendeten Antigene in Richtung der für die Frühphase des Mammakarzinoms charakteristischen Proteine auswählen.

In einem Mausmodell mit wenigen Tieren gelang ein Mammakarzinom-Impfschutz mit einer Effektivität von rund 90 Prozent. Doch bis zu einer präventiven Mammakarzinom-Impfung für Frauen ist es noch ein weiter Weg.