Rom will Vatikan für Kosten des „Heiligen Jahrs“ aufkommen lassen
Rom/Vatikanstadt (APA) - Überrascht und äußerst zufrieden reagiert die Stadt Rom auf die Ausrufung eines neuen Heiliges Jahres in der kathol...
Rom/Vatikanstadt (APA) - Überrascht und äußerst zufrieden reagiert die Stadt Rom auf die Ausrufung eines neuen Heiliges Jahres in der katholischen Kirchen durch Papst Franziskus. Die Ewige Stadt erhofft sich dank des sogenannten „Jubeljahrs der Barmherzigkeit“ vom 8. Dezember 2015 bis zum 20. November 2016 einen großen Pilgeransturm. Rom will jedoch nicht allein für die hohen Kosten des Heiligen Jahres aufkommen.
Zusammen mit der Regierung von Premier Matteo Renzi will Roms Bürgermeister Ignazio Marino Druck auf den Vatikan für eine faire Verteilung der Kosten des Großevents ausüben. Eine Kommission soll eingerichtet werden, um gemeinsam das Heilige Jahr vorzubereiten. Die Organisation des Events werde „low cost“ sein. Die schwerverschuldete Gemeinde werde auf übertriebene Ausgaben für das Großereignis verzichten, erklärte Marino.
„Wir halten uns dabei an das Thema der Barmherzigkeit“, das im Heiligen Jahr auf Franziskus ? Wunsch im Vordergrund steht“, berichtete der Bürgermeister. Noch unklar ist, ob sich die Regierung an den Kosten für das Großevent beteiligen will.
Bürgermeister Marino versicherte, die Stadt werde sich bestens auf den Pilgeransturm vorbereiten. Rom habe bisher immer bewiesen, große Events gut organisieren zu können, wie die Heiligsprechung der beiden Päpste Johannes XXIII und Johannes Paul II im vergangenen April mit 1,5 Millionen Besuchern bezeuge. „Rom wird vor der Welt eine gute Figur machen“, versicherte der Bürgermeister. Während eines Heiligen Jahres sind die Katholiken aufgerufen, nach Rom zu pilgern und in den dortigen Hauptkirchen Gottesdienst zu feiern und zu beten.
Die Regierung in Rom macht sich bereits an die Arbeit, um die Sicherheit in Rom während des Jubeljahres zu garantieren. Innenminister Angelino Alfano kündigte an, dass die Regierung an einem Anti-Terrorplan arbeite. Über 5.000 Sicherheitskräfte sollen eingesetzt werden.
Turnusgemäß sind Heilige Jahre alle 25 Jahre vorgesehen. Das bevorstehende „Jubeljahr der Barmherzigkeit“ ist somit ein außerordentliches Heiliges Jahr. Davon erhofft sich die Tourismusbranche in der von einer schweren Wirtschaftskrise gebeutelten italienischen Hauptstadt einen Besucheranstieg von 15 Prozent. Hotel- und Restaurantinhaber sowie Reiseveranstalter und Fluggesellschaften reiben sich die Hände: Der Umsatz des römischen Tourismus könnte im Heiligen Jahr bis zu 30 Prozent steigen, prophezeit Rosario Cerra, Präsident des Kaufleuteverbands Confcommercio in Rom.
Sehnsüchtig erinnern sich die Hoteliers an das letzte Jubeljahr 2000 zurück. Damals hatten 25 Millionen Pilger die Ewige Stadt besucht. Der Tourismus war damals um fünf Prozent gestiegen, im Folgejahr um 18 Prozent. „Wir hoffen, dass sich dieser Trend auch diesmal wiederholt. Die positiven Auswirkungen eines Jubeljahres auf den Tourismus sind nicht nur im Heiligen Jahr, sondern auch längerfristig spürbar“, kommentierte Giuseppe Roscioli, der Präsident des römischen Hotelierverbands.
Die offizielle Ausrufung des Heiligen Jahres soll am 12. April stattfinden, den die katholische Kirche als Barmherzigkeitssonntag begeht. Der Papst wird dann vor der Heiligen Pforte des Petersdoms eine Bulle feierlich verlesen.