PIP-Skandal - Versicherung zahlt 650 Euro an Implantats-Opfer

Paris/Wien (APA/dpa) - Im Skandal um verpfuschte Brustimplantate der Firma Poly Implant Prothese (PIP) hat eine Versicherung an fast 4.500 O...

Paris/Wien (APA/dpa) - Im Skandal um verpfuschte Brustimplantate der Firma Poly Implant Prothese (PIP) hat eine Versicherung an fast 4.500 Opfer eine Entschädigung in Höhe von insgesamt knapp drei Millionen Euro bereitgestellt. Im Durchschnitt zahlte die Alliance France pro Kopf wenig mehr als 650 Euro. 73 Betroffene aus Österreich müssen weiter auf Entschädigungen hoffen.

Frankreich war 2010 Ausgangspunkt des Skandals um Brustimplantate mit medizinisch nicht zugelassenem Silikon. PIP-Gründer Jean-Claude Mas wurde 2013 in Marseille zu vier Jahren Haft wegen Betrugs verurteilt. Von den schadhaften Produkten waren Hunderttausende betroffen. Allein in Deutschland wurde die Zahl von Frauen mit PIP-Implantaten auf mehr als 5.000 geschätzt. In Österreich vertritt der Verein für Konsumenteninformation (VKI) die Interessen von 73 Betroffenen. Die Entschädigungen gehen nunmehr an Frauen, denen die Implantate in Frankreich eingesetzt wurden.

Der ursprünglich von der französischen Allianz vorgebrachte Einwand, man sei als Versicherer selbst von der Firma PIP getäuscht worden, wurde vom Gericht verworfen. Gleichzeitig hatte sich die Versicherung auf den Standpunkt gestellt, nur für betroffene Frauen aus Frankreich zuständig zu sein. Bei den 73 Frauen aus Österreich war die Alliance France auch nicht bereit, im Zuge eines Musterprozesses auf die Verjährungsfrist für die anderen Fälle zu verzichten. „Das hat zur Folge, dass nunmehr alle 73 Fälle in Frankreich gerichtsanhängig sind. Jeder einzelne wird ausprozessiert“, berichtete Peter Kolba, Leiter des Bereichs Recht im VKI, auf APA-Anfrage über den aktuellen Stand im Kampf um Entschädigungszahlungen. Das sei absurd und eine Folge „des Defizits einer europaweiten Regelung für solche Massenschäden. Die Wirtschaft blockiert ein vernünftiges System für Sammel- oder Gruppenklagen“.

Die Aufarbeitung des Skandals läuft juristisch auf mehreren Ebenen weiter. Der TÜV Rheinland war 2013 in Toulon als PIP-Kontrolleur verurteilt worden, rund 1.700 Frauen je 3.400 Euro zu zahlen. Der Sammelklage eines französischen Anwalts hatte sich der VKI namens der Betroffenen aus Österreich angeschlossen. Das Unternehmen sieht sich aber selbst als PIP-Opfer und hat Berufung eingelegt. Vertreten sind die 73 Frauen durch den VKI auch im Strafverfahren gegen Firmengründer Mas und leitende Angestellte, die Berufungsverhandlung dürfte laut Kolba aber erst Ende des Jahres stattfinden. Werden die Verurteilungen rechtskräftig, könnten die österreichischen Opfer Forderungen an einen französischen Entschädigungsfonds richten.