Tunesien im Visier von Islamisten
Tunis (APA/AFP) - Noch ist unklar, wer hinter dem blutigen Anschlag auf das Nationalmuseum von Bardo in der tunesischen Hauptstadt Tunis ste...
Tunis (APA/AFP) - Noch ist unklar, wer hinter dem blutigen Anschlag auf das Nationalmuseum von Bardo in der tunesischen Hauptstadt Tunis steht. Doch die Tat trägt die Handschrift radikaler Islamisten. Diese haben Tunesien schon seit geraumer Zeit ins Visier genommen haben und ihre Drohungen in den vergangenen Monaten verschärft. Das nordafrikanische Land ist wegen einer Reihe von Gründen gefährdet. Ein Überblick:
Islamistische Kämpfer in schwer zugänglichen Gebirgsregionen:
Schon seit den politischen Umwälzungen in Tunesien 2011, dem Beginn des sogenannten Arabischen Frühlings, haben sich Islamisten in die Gebirgsregion an der Grenze zu Algerien zurückgezogen. Sie bekennen sich heute zum Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida im Islamischen Maghreb (AQMI) oder zur Jihadisten-Gruppe „Islamischer Staat“ (IS). Immer wieder hat die tunesische Armee mit größeren Offensiven versucht, die Islamisten zu vertreiben, bisher aber ohne Erfolg. Vielmehr wurden bei Gefechten dutzende Soldaten getötet.
Immer wieder attackieren die Islamisten Regierungstruppen. Erst im Februar töteten islamistische Kämpfer nahe der Grenze zu Algerien in einem Hinterhalt vier tunesische Polizisten und raubten ihre Waffen.
Chaos im Nachbarland Libyen:
Die dramatische Verschlechterung der Sicherheitslage im östlich angrenzenden Krisenstaat Libyen hat auch Auswirkungen auf die Lage in Tunesien. Islamisten können die lange Grenze unbehelligt passieren, die durch Wüstengebiete verläuft und so gut wie unkontrollierbar ist. „Natürlich erhöht die geografische Nähe die Risiken“, erklärte kürzlich Jamil Sayah von der tunesischen Beobachtungsstelle für globale Sicherheit. Die Staaten in der Region bräuchten eine „gemeinsame Strategie, um den IS innerhalb der Grenzen Libyens zu ersticken“.
Tunesische IS-Kämpfer in Syrien und im Irak:
Zwischen 2.000 und 3.000 junge Tunesier haben sich Schätzungen zufolge in den vergangenen Jahren den Islamisten in Syrien und im Irak angeschlossen - es ist das wohl größte Kontingent ausländischer Kämpfer in der Region. Mindestens 500 von ihnen sollen inzwischen aus dem Kampfgebiet zurückgekehrt sein und sind nun eine ständige Bedrohung in Tunesien selbst. „Salafistische jihadistische Gruppen schicken junge Leute nach Syrien, um sie vorzubereiten und für einen möglichen Kampf in Tunesien auszubilden“, sagt der tunesische Analyst Slaheddine Jourchi.
Im Dezember veröffentlichte der Franko-Tunesier Boubaker al-Hakim von Syrien aus ein Video, in dem er sich mit der Ermordung der beiden bekannten tunesischen Oppositionellen Chokri Belaid und Mohamed Brahmi im Jahr 2013 brüstete. „Wir werden zurückkommen und mehrere von euch töten“, warnte der IS-Kämpfer an seine Landsleute gerichtet. „Ihr werdet nicht in Frieden leben, solange Tunesien nicht das islamische Recht anwendet.“