„Die bittere Armut zu sehen, tut weh“
Seit Jahren engagiert sich Klaudia Kluckner für Kinder in Äthiopien. Dank der von ihr gesammelten Spenden konnte eine Schule errichtet werden. Ihre Hilfsbereitschaft ist damit aber noch nicht zu Ende.
Von Denise Daum
Leutasch –Afrika hat für Klaudia Kluckner von Kindheit an eine besondere Bedeutung. In ihrer Nachbarschaft lebte damals einer der Leibärzte eines afrikanischen Kaisers. „Als kleines Mädchen war ich ganz fasziniert von den afrikanischen Trophäen, die im Haus meines Nachbars zu sehen waren“, erinnert sich Kluckner. Mit Hingabe habe sie sich mit dem Kontinent beschäftigt, immer wieder nahm sie den Atlas zur Hand und sah sich die Afrika-Karte an. „Meine Eltern haben auch immer für die von Karlheinz Böhm gegründete Hilfsorganisation ,Menschen für Menschen’ gespendet. Die Thematik war also stets präsent in meiner Umgebung.“
Es dauerte aber bis zum Jahr 2006, bis Kluckner das Land, das es ihr so angetan hatte, erstmals bereisen konnte. Ein Theologiestudent aus Äthiopien nahm sie auf ihr Bitten hin mit in seine Heimat. Hilfsprojekte zu initiieren, war damals noch gar nicht geplant. „Vor Ort habe ich dann diese bittere Armut gesehen, das tat weh. Und immer wieder kam mir der Gedanke, wie gut wir es doch in Tirol haben. Schnell war klar: Ich muss etwas unternehmen“, erklärt Kluckner. Ein äthiopischer Pfarrer bat die Leutascherin dann um Hilfe, eine kleine Schule im Dorf Beradje zu bauen. Mit dem Ausbau eines sehr einfachen Holzgebäudes und einer Kostenschätzung von rund 5000 Euro begann das Engagement von Kluckner. „Die Summe war für mich ausschlaggebend, das Geld zu sammeln. Das traute ich mir zu.“
Zurück in der Heimat veranstaltete die Leutascherin Äthiopienabende, um Spenden für den geplanten Schulkindergarten zu sammeln. Im Jahr 2011 konnte das Gebäude für 70 Kinder eröffnet werden. „Bei den 5000 Euro blieb es natürlich nicht. Möbel, Spielgeräte, Schuluniform und einiges mehr kamen noch dazu“, berichtet Kluckner.
Kaum war dieses Vorhaben erfolgreich finanziert und abgeschlossen, ließ sich Klaudia Kluckner auch schon überreden, das nächste zu starten: der Bau eines Kochhauses mit Speisesaal. „Die Kinder kommen oft von weit her zu Fuß in die Schule ohne ein Frühstück, ohne etwas zum Essen“, weiß Kluckner. Derzeit ist der Bau im Gang, die Fertigstellung sollte Ende April erfolgen. Dann bekommen die Kinder täglich eine warme Mahlzeit. Für dieses Projekt konnte Kluckner sogar das Land Tirol gewinnen, das ein Drittel der Kosten übernahm. Um das restliche Geld zusammenzubekommen, veranstaltete Kluckner Vorträge, Charity-Veranstaltungen und lukrierte Spenden vom Lions Club Seefeld und diversen Förderern.
Mittlerweile besuchen 70 Kinder die Einrichtung, die seit vergangenem Herbst sogar als Montessori-Schule mit zwei ausgebildeten Lehrerinnen geführt wird. Ein positiver Nebeneffekt des Projekts: Das Dorf bekommt eine Wasserleitung. In Beradje selbst gibt es nämliche keine Quelle, die Bewohner mussten weite Strecken zurücklegen, um Wasser zu fassen.
Bei allem, was Klaudia Kluckner bislang erreicht hat, zurücklehnen kann sie sich nicht. Was nun noch fehlt, ist eine neue Toilettenanlage. Die bestehende aus Wellblech ist nicht nur unschön, sondern für die Kinder gefährlich. „Besonders die Kleinen verletzten sich immer wieder an den scharfen Wellblechtüren. Da muss unbedingt was gemacht werden.“ Die Kosten dafür belaufen sich auf 5000 Euro. „Und die hab’ ich jetzt nicht mehr“, bedauert die Leutascherin. Also heißt es erneut, Spenden aufzutreiben.
Im Oktober wird Kluckner erneut nach Äthiopien reisen, um bei der offiziellen Einweihung von Speisesaal und Küche dabei zu sein. „Das ist nicht nur für mich wichtig, dass das Projekt einen würdigen Abschluss findet, sondern auch für die Menschen vor Ort, die sich freuen, mit mir gemeinsam zu feiern.“
Mehr Informationen zu dem Hilfsprojekt unter www.dibk.at/reith „Hilfe für Äthiopien“.
Spendenkonto: „Birhanethiopia“, IBAN: AT 35 36314 00032201089, Raiffeisenbank Seefeld/Reith (BIC: RZTIAT22314).