Junge Ärzte wieder aufs Land holen
Osttiroler Ärzte schufen ein Modell zur Notarztversorgung und Nachwuchsförderung. Ganz leicht wird es ihnen nicht gemacht.
Von Catharina Oblasser
Außervillgraten –24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr – so stellen sich viele junge Mediziner die Arbeit als Landarzt vor. Die meisten schreckt das ab. Doch es geht auch anders, zeigt der Notarztverband Osttirol, der aus zwölf praktischen Ärztinnen und Ärzten besteht, viele davon mit Zusatzausbildungen. Dort versucht man, junge Kollegen nach dem Turnus am BKH Lienz plus Notarztausbildung schrittweise in die praktische Arbeit einzuführen. „Sie können sich bei erfahrenen Ärzten informieren und auch einmal mit auf Einsatz gehen“, sagt Verbandsleiter Gernot Walder, selbst Arzt. Bei den ersten selbstständigen Einsätzen kann man um Rückendeckung eines „alten Hasen“ bitten. Und das Wichtigste: „Wir wechseln uns bei den Notdiensten ab. Niemand braucht Angst vor ständiger Erreichbarkeit und Überforderung zu haben“, so Walder. Außerdem wird den angehenden Landärzten eine Schulung in Steuerrecht und Unternehmensführung geboten, sodass sie nicht mit der Selbstständigkeit finanziell baden gehen.
Die Nachwuchsförderung ist nur ein Teil des Osttiroler Versorgungskonzeptes, das auf niedergelassenen Ärzten vor Ort basiert. Die Notärzte im Pustertal, Defereggen und Iseltal sind daher unter einer eigenen Notfallnummer zu erreichen. „Daraufhin kam ein Schreiben vom Land, die Nummer werde nicht genehmigt“, schildert Walder. Hintergrund: Notrufe müssten über die Leitstelle abgewickelt werden, nicht direkt an den Arzt gehen. Dabei ist das Osttiroler System laut Walder extrem zielgenau und sparsam: „Der Arzt vor Ort kann sofort beurteilen, was nötig ist, ohne gleich eine riesige Rettungskette in Gang zu setzen.“