„Game of Thrones“ - Fans der Bücher beobachten TV-Plots genau
Wien (APA) - „Winter is coming“, so viel ist hier wie da fix. Aber spätestens seit Staffel vier von „Game of Thrones“ sind sich Fans der Rom...
Wien (APA) - „Winter is coming“, so viel ist hier wie da fix. Aber spätestens seit Staffel vier von „Game of Thrones“ sind sich Fans der Romane nicht mehr sicher, wie genau es die TV-Serie ansonsten mit der Vorlagentreue nimmt - obwohl Autor George R. R. Martin bei den Drehbüchern mitredet. Doch er selbst hat jüngst gravierende Abweichungen angekündigt. (Achtung: Spoiler Alert!, Anm.)
Martin kille seine Figuren mitunter schneller, als man sie liebgewinnen könne, wird dem Erfolgsautor oft vorgeworfen. Wer allerdings dieses Urteil nur auf Basis der Verfilmungen fällt, tut ihm ein wenig unrecht. Denn einige Nebenfiguren erfreuen sich in den Büchern noch ihres Lebens - soweit man sich in Westeros, wenn der Winter kommt, daran überhaupt erfreuen kann, während sie von den TV-Autoren mehr oder weniger unsanft um die Ecke gebracht wurden.
Als Jojen Reed, Teil der Eskorte von Bran Stark, von den Wights gekillt wurde, waren Kenner etwas überrascht. Gut, in den Büchern war er streckenweise auch etwas unfit, aber das kam dann doch plötzlich. Und überhaupt, die White Walkers: Den Fernsehzuschauern musste man offenbar viel deutlicher vor Augen führen, was die alles mit kleinen Kindern anstellen. Die muntere Zombie-Convention in Schnee und Eis inklusive der Auslöschung eines unschuldigen Menschenlebens sucht man im Buch vergeblich.
Andere Figuren haben dafür bis dato nicht die Bildfläche betreten. Brandon hat in der Romanvorlage einen entscheidenden Helfer bei seiner Suche nach der aufdringlichen dreiäugigen Krähe: einen sinistren, eventuell untoten Zeitgenossen, den Bran und Konsorten bezeichnender Weise „Cold Hands“ taufen. In den Büchern wird zumindest angedeutet, es könnte sich um Brans verschollenen Onkel Benjen handeln. Spekulationen, die dem TV-Publikum bisher gar nicht erst gegönnt wurden.
Und ein schauriger Anblick bleibt den Zuschauern erspart: die Rückkehr von Catelyn Stark. Denn in „Songs of Ice and Fire“ wird sie nach ihrer Meuchelung auf der Roten Hochzeit zum „Leben“ erwecket und ist wieder unterwegs, zwar nicht unbedingt hübsch anzuschauen mit der Schnittwunde an der Kehle, aber wild entschlossen zur Rache. Für den Plot entfaltet dies ein gewisses Momentum.
So mancher Charakter ist im Fernsehen ziemlich anders drauf als in den Texten. Das muss nicht immer ein Nachteil sein: Robb Starks junge Gattin Talisa macht als Proto-Florence Nightingale auf dem Schlachtfeld jedenfalls bessere Figur als ihr literarisches Pendant Jeyne, für die das Mascherl „lieb, aber fad“ extra erfunden wurde.
Man könnte all das als Kleinigkeiten abtun, doch hartgesottene Fans orakeln, dass in Staffel vier der Grundstein für weitere, gravierende Abweichungen gelegt wurde. Ein Beispiel: die Trennung der Gebrüder Lannister. Hier wie dort hilft Jamie seinem Bruder Tyrion zu entkommen, mit den Morden an Papa Tywin und Ex Shae hält sich der Film-Tyrion auch brav an die Vorlage. Dort allerdings trennen sich die Brüder erfüllt von unermesslichem Hass, was nichts Gutes für die künftige Stimmung in der Familie Lannister erwarten lässt - eine tickende Zeitbombe, die in der Serie fehlt. Im Vorjahr geleakte Informationen zum Plot von Staffel fünf legen überdies nahe, dass sich Jamie auf den Bildschirmen kaum mehr auf seine literarische Job-Description besinnen wird.
Eine Diskrepanz immerhin wird geringer, je länger die Serie läuft und je näher sich der Erscheinungstermin der Vorlage und Produktion der TV-Show kommen: das Alter der Hauptprotagonisten. Die waren in Staffel eins nämlich alle miteinander einige Jahre älter als im ersten Roman, dessen Titel „Game of Thrones“ für die gesamte Serie übernommen wurde. Bran ist zum Auftakt gerade einmal sieben Jahre alt, was man offenbar für das Casting als zu kompliziert empfand. Auch Jon Snow lässt seine Bubenhaftigkeit im Film vermissen. Und dann ist da noch die Zensur: Wie ein dreizehnjähriges Mädchen - Daenerys - ihre Ehe mit Khal Drogo vollziehen muss, kann man nicht im Fernsehen zeigen. Bevor aber auf solche Szenen verzichtet wird, macht man wohl lieber die Protagonistin älter.