Sport in Tirol

„Die AFL ist zu unattraktiv“

© gepa

Am Sonntag starten die Footballer der Swarco Raiders bei Hauptkonkurrent Vienna Vikings in die neue AFL-Saison. Headcoach Shuan Fatah sprach zuvor Klartext.

Zum Saisonauftakt gibt es die Neuauflage des ewigen Duells mit den Vienna Vikings. Zu früh?

Shuan Fatah: Eigentlich spielt der Zeitpunkt keine Rolle. Bei den Vikings wird es stets schwer. Wir sind heiß, freuen uns und wollen natürlich wissen, wo wir stehen.

Die Ziele für 2015?

Fatah: Ziele ändern sich nicht, nur das Datum. Wir wollen lästig sein, immer pushen und die Titel. Am Ende des Tages muss das der Anspruch der Swarco Raiders sein.

Sie müssen heuer ohne ihren besten Offensiv-Spieler Andreas Hofbauer auskommen. Kann man das überhaupt kompensieren?

Fatah: Unser Programm steht und fällt nicht mit einem einzelnen Spieler. Trotzdem schmerzt der Ausfall, keine Frage. Andreas wurde ja bereits vor meiner Zeit aufgebaut und seine Entwicklung war beeindruckend. Wir haben einige Anwärter, die einspringen könnten, aber 1:1 kann man ihn nicht ersetzen.

Es steht ihr viertes Jahr als Raiders-Coach an. Was liegt Ihnen schwer im Magen?

Fatah: Ich habe noch nicht einen Tag bereut, hier zu sein. Aber die Trainingssituation lässt absolut zu wünschen übrig. Wenn man bedenkt, dass wir beim Eröffnungsspiel auf der Hohen Warte am Sonntag das erste Mal auf einem Football-Feld mit den richtigen Maßen stehen, dann sagt das schon alles. Das ist seit vier Jahren so. Wir können das auch nicht beeinflussen. Unser Training steigt auf Feldern mit Handball-Maßen. Über den Winter müssen wir uns Plätze mit Fußballvereinen teilen und so stehen dann 85 Leute auf dem Feld. Da darf man kein Foto machen. Wir sprechen hier über einen institutionellen Nachteil.

Ein eigenes Trainingsgelände für die Footballer, da ist der Aufschrei im Fußball-Lager jetzt schon groß.

Fatah: Das verstehe ich. Man fürchtet um die Privilegien, die man über die Jahre aufgebaut hat. Mit unserem Status machen wir Angst. Wir bewegen Massen. Die Angst ist jedoch unbegründet. Man sollte nicht so kurzfristig denken. Unser Verein bewegt ja auch für die Sportlandschaft Tirol einiges. Oder was würden die Fußballer sagen, wenn sie auf einem Handball-Feld trainieren müssten?

Themenwechsel: Die heimische Liga (AFL) stagniert.

Fatah: Ja, es gibt Wien, uns und mit Abstrichen Graz. Es ist aber ein hausgemachtes Problem. Da wurde jahrelang nur bis zum Tellerrand gedacht. Es existiert absolut kein Wir-Gedanke, jeder Verein schaut nur auf sich selbst. Das Präsidium und der Verband haben schon umgedacht, da muss ich die Herren in Schutz nehmen. Aber eigentlich erleben wir eine traurige Situation. Es war einmal eine tolle Liga. Da braucht man nichts schönreden: Die AFL ist unattraktiv. Vom „Wir“ wird gesprochen, wer ins Detail blickt, sieht aber, dass ganz was anderes passiert. Da passiert so viel hinter verschlossenen Türen, das kann man sich gar nicht vorstellen.

Als Ersatz hat sich Ihr Verein den „Battle for Tirol“-Bewerb geschaffen.

Fatah: Natürlich. Auf die fehlende Attraktivität mussten wir reagieren. Vier Heimspiele allein sind bei dem Aufwand, den wir betreiben zu wenig. Natürlich schwingt ein Verletzungsrisiko mit, aber es rentiert sich. Wann sieht man schon ein Team aus London oder Stuttgart? Dafür ist diese Serie geschaffen worden.

In manchen Teilen Europas funktioniert der Football-Sport sehr gut: Würde ein Schritt zur Professionalisierung Sinn machen?

Fatah: Ich bin nicht so ein Verfechter des Profi-Footballs. Da gibt es zu viele Vereine, die Probleme mit dem Geld haben. Ich denke eher an semi-pro – dass man für alle Wiener Verhältnisse schafft, sprich: professionelle Trainingsbedingungen. Und fix angestellte Manager. Da kann man viel mehr erreichen. Viele Manager sind nicht qualifiziert und haben keine Ahnung von dem, was sie machen.

Würde Sie irgendwann ein Posten als Manager reizen?

Fatah: Sicherlich wäre das verführerisch. Aber ich lebe nach wie vor vom Football und auf Manager-Ebene läuft vieles unentgeltlich. Zudem bin ich ein Herzblut-Coach. Die Arbeit mit den Jungen hält einen selbst jung. Beides hat sicher seinen Reiz, aber noch fehlen die Strukturen.

Das Gespräch führte Daniel Suckert

Verwandte Themen