Wohnen nicht dem freien Spiel der Märkte überlassen
AK, ÖGB und Kirche drängen auf Verbesserung der Wohnsituation in Tirol.
Innsbruck –Steigende Kosten, eine künstliche Verknappung von Wohnraum und zunehmend mehr Menschen, die sich die Miete nicht mehr leisten, geschweige denn ein Eigenheim zur Absicherung im Alter schaffen können. Es sei höchste Zeit für eine Trendumkehr, Wohnen müsse in Tirol endlich jenen Stellenwert bekommen, den es als Grundrecht verdient. Das forderten gestern anlässlich des Josefitages Bischof Manfred Scheuer, AK-Präsident Erwin Zangerl und ÖGB-Vorsitzender Otto Leist im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz, bei der sie auch eine entsprechende Resolution unterzeichneten. Politik müsse für die Menschen und nicht für Spekulanten arbeiten, betonte Zangerl und kritisierte die seiner Ansicht nach herbeigeredete Knappheit von Grund und Boden in Tirol und die daraus resultierenden hohen Preise für Wohnraum.
Eine aktuelle Studie, die der ehemalige Geschäftsführer der Neuen Heimat Tirol (NHT), Alois Leiter, im Auftrag der AK verfasst hat, zeigt eine Reihe von Möglichkeiten und notwendigen Maßnahmen auf, mit denen sich neuer leistbarer Wohnraum schaffen ließe. Demnach liegt alleine bei den Baukosten ein Einsparungspotenzial von bis zu 15 Prozent, ohne dass man Abstriche bei der Qualität hinnehmen müsse. Bei einer geförderten 75-m²-Wohnung entspreche das einer Mietreduktion von 80 Euro im Monat.
Laut Studie benötige es weiters eine wirkliche Wohnbauoffensive, eine moderate Stützung der Betriebs- und Heizkosten bei niedrigen Einkommen sowie Grundstücks-Initiativen. In der Resolution fordern die Unterzeichner außerdem eine Zweckbindung der von Arbeitnehmern und Arbeitgebern eingehobenen Wohnbauförderung. Dadurch würden zusätzlich 68 Millionen Euro für den Wohnbau zur Verfügung stehen.
ÖGB-Chef Otto Leist nahm die Stadt Innsbruck in die Verantwortung: „Wir müssen mehr bauen. Es ist ein Affront, wenn sich die Bürgermeisterin hinstellt und behauptet, dass wir beim Wohnen kein Problem haben.“ Bischof Manfred Scheuer erinnerte daran, dass das Recht auf Wohnung ein fundamentales Menschenrecht ist, und ein solches dürfe nicht dem Spiel der freien Marktkräfte überlassen werden.
Auf die „katastrophale Situation, in der sich wohnungslose Menschen tirolweit inzwischen befinden“, machte gestern auch die „Arbeitsgruppe Wohnungslosenhilfe Innsbruck“ im Rahmen einer Kundgebung am Franziskanerplatz aufmerksam. (np)