Steiermark-Wahlen: Abgeordnete sind oft Gemeinde-Chefs oder -räte

Graz (APA) - Landtagssitzungssaal in Graz und Gemeindestube im Heimatort sind für über die Hälfte der steirischen Landtagsabgeordneten vertr...

Graz (APA) - Landtagssitzungssaal in Graz und Gemeindestube im Heimatort sind für über die Hälfte der steirischen Landtagsabgeordneten vertraute Orte - viele der Mandatare aller fünf im Landhaus vertretenen Fraktionen haben politische Erfahrung sowohl auf kommunaler als auch auf Landesebene. Daran dürfte sich auch nach den Kommunalwahlen am Sonntag und den Landtagswahlen am 31. Mai wenig ändern.

Durch die Verkleinerung des Landtags sind statt 56 künftig nur noch 48 Mandate zu vergeben. Durch die Gemeindefusionen - nun 286 (ohne Graz) statt 542 wie bei der GR-Wahl 2010 - sank die Zahl der zu vergebenden Mandate von 7.507 auf 5.088. Landes- wie Gemeindepolitiker wiederholten in den vergangenen Monaten zwar gebetsmühlenartig, dass beide Wahlgänge höchst unterschiedlich seien. Viele der zur Wahl stehenden Personen sind es aber nicht. Zumindest 34 der derzeit noch 56 Landtagsabgeordneten sind vielen Steirern aus ihrer eigenen Heimatgemeinde als aktive oder ehemalige Bürgermeister oder Gemeinderäte wohlbekannt.

Bei der Landtags-Mehrheitsfraktion SPÖ (23 Mandatare) finden sich Maria Fischer, Vizebürgermeisterin von Spital/Semmering, Steinhaus oder Franz Schleich, Ortschef von Bairisch Kölldorf, das sich mit Merkendorf und Trautmannsdorf in der Südostststeiermark Bad Gleichenberg anschloss. Detlef Gruber war Bürgermeister des südsteirischen Retznei, das mit den Gemeinden Berghausen, Ratsch an der Weinstraße und Ehrenhausen Ehrenhausen an der Weinstraße zusammengeführt wurde. Der dritte Landtagspräsident Werner Breithuber war lange Bürgermeister von Seiersberg bei Graz, das mit Pirka zusammenging. Wolfgang Dolesch ist SPÖ-Bürgermeister von Neudau, das mit Limbach bei Neudau fusioniert wurde.

Hubert Koller führte die SPÖ-regierte Kommune Soboth , die mit Aibl, Großradl, Pitschgau und St. Oswald ob Eibiswald zu Eibiswald ging. Anton Lang ist roter Gemeinderat und Klubchef im Stadtparlament von Leoben. In der Landstube sitzt er schräg hinter seiner GR-Kollegin Helga Ahrer, ebenfalls SPÖ. KPÖ-LAbg. Werner Murgg füllt in Leoben die Funktion eines Stadtrates aus - ebenso wie seine ÖVP-Kollegin Eva-Maria Lipp: Sie ist in der Montanstadt Vizebürgermeisterin.

SPÖ-Abgeordnete Gabriele Kolar ist Gemeinderätin in Judenburg. SPÖ-LAbg. Ewald Persch war bis 2013 Bürgermeister von Rottenmann. Gerald Schmid regiert in Knittelfeld (SPÖ) als Regierungskommissär - seine Stadt ging mit Apfelberg zusammen. Martin Weber ist SPÖ-Bürgermeister des südoststeirischen Tieschen, hier war auch der ÖVP-LAbg. und Obstbauer Anton Gangl einmal Vizebürgermeister.

Unter den 20 ÖVP-Abgeordneten im Grazer Landhaus haben 13 einen Kommunalpolitik-Hintergrund. Zu ihnen gehört Karl Lackner, der als Verantwortlicher der Lawinenkommission bei schweren Lawinenabgängen in seiner Heimatgemeinde Donnersbach und auf der Planneralm Umsicht bewies, war ÖVP-Ortschef. Seine Kommune gehört mit Donnersbachwald seit Jahresbeginn zu Irdning-Donnersbachtal. Peter Tschernko war Bürgermeister der ÖVP-Gemeinde Eichberg-Trautenburg, die mit Schloßberg und Glanz an der Weinstraße zur Marktgemeinde Leutschach an der Weinstraße ging.

Erwin Dirnberger, hatte als Präsident des steiermärkischen Gemeindebundes eine der Hauptlasten der Fusionskonflikte der vergangenen Jahre zu schultern. Er ist auch ÖVP-Bürgermeister von St. Johann-Köppling, das mit Söding zu Söding-St. Johann im Bezirk Voitsberg zusammenging. Erwin Gruber ist Landwirt und ÖVP-Bürgermeister von in der „Stoakogler“-Heimatgemeinde Gasen. Der gelernte Bäcker und Konditor Hermann Hartleb ist Ortschef in St. Georgen ob Judenburg im Bezirk Murtal. Manuela Khom war Volkspartei-Gemeinderätin und Gemeindekassierin in Laßnitz bei Murau, das mit 1. Jänner zusammen mit Stolzalpe und Triebendorf der ÖVP-dominierten Bezirkshauptstadt Murau eingemeindet wurde.

Hubert Lang, „Hirschbirn“-Landwirt in Pöllauberg, war ÖVP-Vizebürgermeister und legte diese Funktion Mitte 2013 zurück, in Zusammenhang mit den Gemeindefusionen: Im Walfahrtsort Pöllauberg hatte es heftigen Widerstand gegen das geplante Zusammengehen mit vier anderen Gemeinden Rabenwald, Saifen-Boden, Schönegg bei Pöllau und Sonnhofen mit dem Hauptort Pöllau gegeben. Landtagspräsident Franz Majcen (ÖVP), der diese Funktion vorbildlich und von allen Fraktionen geschätzt ausführt, war bis 1998 Vizebürgermeister von Fürstenfeld.

Josef Ober, Obmann der Marken- und Erzeugergemeinschaft Steirisches Vulkanland, war früher ÖVP-Bürgermeister von Auersbach, das mit den Gemeinden Gniebing-Weißenbach, Gossendorf, Leitersdorf im Raabtal, Mühldorf bei Feldbach und Raabau mit Feldbach zusammengeschlossen wurde. Die ausgebildete Religionslehrerin Waltraud Schwammer ist ÖVP-Bürgermeisterin von Dechantskirchen im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld, das mit Schlag bei Thalberg fusionierte. Odo Wöhry, technischer Leiter der Agrarbezirksbehörde für Steiermark war von 1993 bis 2001 Vizebürgermeister für die Volkspartei in seiner Heimatgemeinde Weißenbach bei Liezen, das mit Jahresbeginn in der Bezirkhauptstadt aufging.

Ein Sonderfall ist die Landwirtin und wilde Abgeordnete Waltraud Schiffer, früher in der ÖVP-Fraktion, stieg aber Anfang Februar 2015 aus. Die Ex-ÖVP-Gemeinderätin in Eggersdorf kandidiert nach Querelen mit ihrer Partei als FPÖ-Listenerste in ihrer Heimatgemeinde.

Bei der siebenköpfigen freiheitlichen Landtagsfraktion gibt es fünf Abgeordnete mit Kommunalerfahrung: Der Architekt Gerald Deutschmann war von 1995 bis 2005 für die FPÖ Gemeinderat in Tobelbad-Haselsdorf südlich von Graz. Gemeindestuben-Erfahrung hat auch der Webdesigner und LAbg. Gunter Hadwiger - seit 2000 für die FPÖ Stallhofen im Bezirk Voitsberg). Anton Kogler ist FPÖ-Mandatar in Schachen bei Vorau, das mit Riegersberg, Vornholz und Puchegg zu Vorau kam. Der Planungstechniker Peter Samt ist seit 1995 im Gössendorfer Gemeinderat, wo auch der freiheitliche Landtags-Spitzenkandidat und NAbg. Mario Kunasek im Gemeindevorstand sitzt. Die einzige Frau in der FPÖ-Landtagsriege, Andrea-Michaela Schartel, hat Erfahrung im Grazer Gemeinderat.

Auch bei den drei Grünen-Mandataren überwiegt die kommunale Erfahrung: Ingrid Lechner-Sonnek war Gemeinderätin und Finanzstadträtin in Gleisdorf. Landtags-Spitzenkandidat Lambert Schönleitner war Gemeinderat in Hall bei Admont von 1995 bis 2008.

Auch auf bei den aktuellen bzw. vor kurzem ausgeschiedenen Landesregierungsmitgliedern gibt es geballte kommunale Expertise: LHStv. Siegfried Schrittwieser (SPÖ) war Bürgermeister von Thörl, von 2004 bis 2006 zugleich mit seiner Landtagsfunktion. Der frühere rote Landesrat Manfred Wegscheider war Bürgermeister in Kapfenberg von 1999 bis 2005 und dann wieder ab Mitte Dezember 2012. Seine Stadt fusionierte mit Parschlug. ÖVP-Agrarlandesrat Hans Seitinger war Gemeinderat, Vize- und Bürgermeister von Frauenberg, das in St. Marein im Mürztal eingemeindet wurde.