Brustkrebskonferenz 2 - Immer mehr verschiedene Tumorvarianten
Wien (APA) - In der internationalen Statistik tauchen weltweit pro Jahr 1,7 Millionen Fälle von Brustkrebs-Neuerkrankungen auf. Doch das wel...
Wien (APA) - In der internationalen Statistik tauchen weltweit pro Jahr 1,7 Millionen Fälle von Brustkrebs-Neuerkrankungen auf. Doch das weltweit zweithäufigste Krebsleiden ist im Grunde ein Sammelsurium verschiedenster Krankheitstypen, sagten Wissenschafter am Donnerstag bei der St. Gallen Brustkrebskonferenz in Wien.
Alex Prat von der Universitätsklinik in Barcelona in Spanien: „Man sucht nach molekularbiologischen Merkmalen, nach denen man ‚Brustkrebs‘ genauer in Subtypen unterscheiden kann.“ Das sind mittlerweile bereits fünf verschiedene Tumor-Varianten: „Luminal A“, „Luminal B“, „Basal like“, „HER2-positiv“ und „Claudin low“.
Die Merkmale für diese Einteilung, mittlerweile in der klinischen Routine durch entsprechende Mehrfach-Gentests gut bestimmbar, ergänzen die seit langem verwendeten Einteilungen, mit Hormonrezeptoren, Lymphknotenbeteiligung etc. Die Aufteilung des alten Begriffs „Brustkrebs“ in immer mehr Subtypen soll vor allem dazu dienen, Patientinnen eine möglichst effektive, aber gleichzeitig möglichst wenig belastende Therapie zu ermöglichen.
Ein Beispiel: Patientinnen mit per Gentest nachgewiesenen „Luminal A“-Tumoren haben eine sehr gute Prognose. Bei ihnen könnte man im geeigneten Fall eventuell auf längere oder belastendere medikamentöse Behandlungen nach der Operation verzichten. Bei einem dreifach höheren Rückfallrisiko von Patientinnen mit „Luminal A“-Tumoren ist das wohl nicht der Fall bzw. müsste man an zusätzlichen Behandlungsmöglichkeiten arbeiten.
Die derzeit schlechteste Prognose haben derzeit Mammakarzinom-Erkrankte mit „dreifach-negativen“ Tumoren. Das heißt, dass die bösartigen Zellen keine Östrogen- und keine Progesteron-Rezeptoren an ihrer Oberfläche haben sowie auch keine HER2-Rezeptoren (für Wachstumsfaktoren). „Das bedeutet derzeit, dass man ihnen außer einer Chemotherapie keine medikamentöse Behandlung offerieren kann“, sagte Brian Lehmann (Vanderbilt University/USA).
Doch die Gen-Analysen haben laut dem Experten gezeigt, dass auch beim „triple negative“-Mammakarzinom zumindest sechs unterschiedliche Subtypen existieren. Die einzelnen Charakteristika für diese Subtypen könnten wiederum zu neuen Zielen für zu entwickelnde Therapien führen.
Ob nun Brustkrebszellen von Hormonen (z.B. Östrogen, Progesteron) oder Wachstumsfaktoren (HER2-positive Tumore) abhängig sind oder in nach genetischen Kategorien eingeteilt werden, in Zukunft dürfte das individuell bei den Erkrankten vorliegende Gesamtbild entscheidend sein. Dazu stellte Nadia Harbeck (Universität München) fest: „Es gibt bei Brustkrebs ein Zusammenspiel zwischen hormonellen Faktoren und Wachstumsfaktoren.“
Dieses Zusammenwirken verändere sich auch im Laufe der Krankheit dynamisch, was an der Entstehung von Resistenzen gegen die verwendeten Therapien beteiligt sein dürfte. In Zukunft, so die Expertin, würde man wohl den Krebs über unterschiedliche Angelpunkte - gleichzeitig oder auf einander folgend - behandeln.