Neugier, Geldgier, Machtgier
Die Thriller von Stephen King, Arne Dahl und Kazuaki Takano führen rund um die Welt.
Von Christian J. Winder
Innsbruck –Er ist der große Meister der Spannung: Ganz gemütlich beschreibt Stephen King in seinem jüngsten Buch Revival eine Jugend im ländlichen Maine der 1960er Jahre. Jamie Morton erzählt sein Leben, in das der junge Pastor Charles Jacobs tritt – und ihn von da an nicht mehr loslässt. Zu Beginn lässt das Erzählte an einen neuen Roman von John Irving denken, alleine die Autorenschaft von King bringt einen beim Lesen dazu, immer wieder um die Ecke zu schauen, ob nicht etwas Ungewöhnliches passiert. Darauf gilt es dann auch ein gutes Stück zu warten: Schließlich aber kann der gute Pastor Jamies Bruder Connie heilen, der die Stimme durch einen Unfall kurzfristig verloren hat. Dazu legt der Kirchenmann dem Buben Elektrokontakte an und – hat Erfolg, den er erst einmal als glückliche Fügung abtut.
Einige Jahre später, der Pastor hat die Kirche nach dem Unfalltod seiner Frau und seines Sohnes verlassen, kreuzen sich die Wege der beiden wieder und die Fähigkeiten von Jacobs haben sich weiterentwickelt. Er ist von den Möglichkeiten der Elektrizität besessen.
Stephen King lässt durch die Auswahl der Umstände (Landleben, Kirchenmann etc.) das unglaubliche Geschehen noch heftiger wirken. Einmal mehr gelingt es dem Meister, seine Leser in den Bann zu schlagen und bis zum Schluss nicht loszulassen.
Arne Dahl hat mit Gier den vierten und (vorerst) letzten Teil seiner OpCop-Serie über die operative Europol-Truppe um Paul Hjelm vorgelegt. Die vielen offenen Stränge werden zusammengeführt, die internationale Dimension des Verbrechens, der immer mehr verschwimmende Übergang zwischen den kriminellen und den an der Oberfläche agierenden Konzernen mit scharfer Feder aufgezeigt. Diesmal gewinnen noch die Guten – aber Hjelm (und Dahl) weiß, wie wenig es für einen schlimmen Ausgang braucht …
Eine neue Menschenspezies, die uns so weit voraus ist wie wir heute dem Neandertaler, versetzt das Weiße Haus und die Geheimdienste in Schrecken: Eine Bedrohung für die Welt, wie wir sie kennen, muss vernichtet werden – aber können überlegene Menschen so einfach ausgelöscht werden? Kazuaki Takano verführt uns in Extinction spannend mit seinen Überlegungen.
Stephen King. Revival. Übersetzt von Bernhard Kleinschmidt. Heyne. 511 Seiten. 23,70 Euro.
Arne Dahl. Gier. Übersetzt von Antje Rieck-Blankenburg. Piper. 528 Seiten. 10,30 Euro.
Kazuaki Takano. Extinction. Übersetzt von Rainer Schmidt. C. Bertelsmann. 560 Seiten. 15,50 Euro.