Israel-Wahl - Knesset wird weiblicher und arabischer

Jerusalem (APA/AFP) - Als „großen Sieg“ feierte der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu das unerwartet gute Abschneiden seiner kon...

Jerusalem (APA/AFP) - Als „großen Sieg“ feierte der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu das unerwartet gute Abschneiden seiner konservativen Likud-Partei bei der Parlamentswahl am Dienstag. Mach der Bekanntgabe des Endergebnisses und der genauen Zusammensetzung der 20. Knesset am Donnerstag wird deutlich, dass es auch andere Gewinner gibt. So wird das israelische Parlament so weiblich sein wie noch nie.

DIE GEWINNER:

Netanyahu hat seinen Wahlerfolg erst in einem furiosen Endspurt gesichert. Dass Teile der israelischen Medien kritisieren, er habe dabei „schmutzige Tricks und Panikmache“ angewendet, wird „King Bibi“ leicht verschmerzen.

Die Partei Kulanu („Wir Alle“) wurde vom sozialkonservativen Ex-Minister Moshe Kahlon als Likud-Abspaltung frisch gegründet und kam aus dem Stand auf zehn Knessetmandate. Als „Königsmacher“ kann sie nun in Koalitionsverhandlungen hoch pokern.

Die Vereinigte Liste der wichtigsten politischen Strömungen in der arabischen Minderheit wurde zur drittstärksten Kraft im Parlament. Erstmals traten die arabischen Israelis so geschlossen auf und erhöhen nun ihren politischen Einfluss.

Arabische Abgeordnete gibt es vermehrt auch auf anderen Listen. Ihre Gesamtzahl in der 120 Sitze zählenden Knesset stieg von 12 auf 17.

Weibliche Volksvertreter gab es seit 1949 noch nie in dieser Zahl. Sie stieg von 27 auf künftig 29.

Die Wahlbeteiligung stieg auf 72,4 Prozent. Schon seit dem historischen Tiefstand 2006 (63,5 Prozent) ging die Beteiligung wieder Wahl für Wahl nach oben.

DIE VERLIERER:

Die linke Mitte aus Arbeitspartei und liberaler Hatnua, die sich zur Zionistischen Union zusammenschlossen, sowie der zentristischen Zukunftspartei durften auf Basis der Umfragen große Hoffnungen auf Bildung einer Regierung hegen. Doch in der Addition verloren sie letztlich fünf Sitze.

Der rechte Rand des Parteienspektrums, den Jüdisches Heim und Unser Haus Israel bilden, gab zusammen neun Mandate an den Likud ab.

Strenggläubige Abgeordnete aus den Reihen der orthodoxen und ultraorthodoxen Juden werden in der Knesset künftig seltener zu sehen sein. Nicht nur die beiden Parteien der Ultraorthodoxen verloren Sitze; auch in anderen Parteien sind die orthodoxen Juden weniger präsent. Insgesamt sank ihre Zahl von 39 auf nun 25.

Die Wahlforscher stehen vor allem wegen ihrer auf Nachwahlbefragungen basierenden Prognosen für die großen TV-Sender unter Beschuss. Unisono riefen sie in der Wahlnacht stundenlang eine Pattsituation aus. Als die Israelis am Mittwoch in der Früh aufwachten, verkündete der Auszählungsstand Netanyahu, der auch in den Umfragen hinter der Zionistischen Union zurücklag, als klaren Sieger.

(Grafik 0340-15, Format 88 x 115 mm)