Bankenverband: Konsum in Deutschland mit größtem Plus seit 2000
Berlin (APA/Reuters) - Die deutschen Verbraucher steigern in diesem und im nächsten Jahr nach Prognosen der Privatbanken ihre Ausgaben so st...
Berlin (APA/Reuters) - Die deutschen Verbraucher steigern in diesem und im nächsten Jahr nach Prognosen der Privatbanken ihre Ausgaben so stark wie seit rund 16 Jahren nicht mehr. Die geringe Inflation, der gute Arbeitsmarkt, die niedrigen Zinsen und starke Lohnerhöhungen dürften die Nachfrage deutlich ankurbeln, wie der Bundesverband deutscher Banken (BdB) am Donnerstag in Berlin erklärte.
Der private Konsum werde 2015 um 2,0 Prozent zulegen und 2016 um weitere 1,7 Prozent. Einen so kräftigen Anstieg in zwei aufeinanderfolgenden Jahren hatte es zuletzt zur Jahrtausendwende 1999/2000 gegeben.
Der gesamten Wirtschaft trauen die Chefvolkswirte der BdB-Mitgliedsbanken in diesem und im nächsten Jahr je 1,8 Prozent Wachstum zu. Andere Ökonomen sagen für 2015 ein Plus von über zwei Prozent voraus. „Wir wollen uns diesem ganz großen Optimismus zumindest derzeit noch nicht anschließen“, sagte der Vorsitzende des BdB-Ausschusses für Wirtschafts- und Währungspolitik, Carsten Klude. Denn trotz positiver Signale gebe es noch Fragezeichen, wie stark der Aufschwung letztlich sei. „Was uns Sorgen bereitet, ist, dass wir noch keine wirkliche Trendwende bei den Investitionen sehen.“ Dies gelte für Ausgaben der Unternehmen und der öffentlichen Hand.
Trotz der zurzeit sinkenden Preise in der Eurozone sehen die BdB-Experten keine ernsthaften Gefahren einer Deflation - also eines konjunkturschädigenden Preisverfalls auf breiter Front. Die Inflationsrate im Euroraum lag zuletzt zwar bei minus 0,3 Prozent. Dies sei aber dem günstigen Öl geschuldet, sagte Klude, der Chefvolkswirt bei MM Warburg ist. Bei einer echten Deflation hielten sich die privaten Haushalte und Firmen mit Ausgaben zurück. „Das ist heute überhaupt nicht zu beobachten.“
Zu Griechenland, das mit seinen Euro-Partnern derzeit um Reformen im Gegenzug für Finanzhilfen feilscht, äußerte sich Klude skeptisch. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein drittes Rettungspaket notwendig sein wird.“ Das Programm werde wohl noch dieses Jahr kommen. Spannender sei die Frage, was danach passiere und ob sich Griechenland wieder selbst am Kapitalmarkt finanzieren könne. Ein Ausscheiden aus der Eurozone sollte vermieden werden. „Für das Land selbst wäre das ein weiterer Schritt in die ökonomische Katastrophe.“ Zudem könnten dem Verband zufolge auch andere Euro-Staaten wieder in den Fokus der Finanzmärkte geraten, auch wenn die Ansteckungsgefahren geringer seien als vor ein oder zwei Jahren.