Leukämie: Antikörper-Therapie verlängert krankheitsfreies Überleben 1
Salzburg/Wien (APA) - Eine aktuelle klinische Studie der österreichischen Arbeitsgemeinschaft Medikamentöse Tumortherapie (AGMT) verspricht ...
Salzburg/Wien (APA) - Eine aktuelle klinische Studie der österreichischen Arbeitsgemeinschaft Medikamentöse Tumortherapie (AGMT) verspricht bestimmten Patienten mit chronisch lymphatischer Leukämie (CLL) mehr krankheitsfreie Lebenszeit. Unterzogen sich Erkrankte einer Folgetherapie mit Antikörpern, konnte die Zeitpanne bis zum Fortschreiten oder Wiedereinsetzen der Krankheit signifikant verlängert werden.
„Gewöhnlich erfolgt nach einer Chemotherapie die Nachbeobachtung ohne Folgetherapie. In der neuen Studie haben wir die Nachbehandlung mit einer Rituximab-Erhaltungstherapie getestet“, betonte Studienleiter Richard Greil, Primar der Onkologie an der Universitätsklinik Salzburg, gegenüber der APA. Chronisch lymphatische Leukämie ist die häufigste Leukämieerkrankung, die es in der westlichen Welt gibt. Die Erkrankung kann in jedem Erwachsenenalter auftreten, nimmt aber mit zunehmendem Alter stark zu. Der Krebs zeichnet sich dabei durch hohe Heterogenität aus. „Es gibt Patienten, die ihr ganzes Leben keine Therapie brauchen, und solche, die binnen zwei Jahren versterben“, sagte Greil.
Behandelt wird CLL derzeit mit einer Kombination aus einer Chemotherapie und dem Medikament Rituximab - ein Ansatz, der in der Krebstherapie in den vergangenen Jahren das Überleben deutlich verlängert hat. Neu ist der Einsatz von Rituximab in der Folgetherapie. Laut Greil liegt nun weltweit die erste Studie vor, die bei CLL eine CD-20-Antikörpertherapie untersucht. CD-20 ist ein Molekül an der Zelloberfläche, das ins Zellinnere ragt und dort Signale auslösen kann. Der gentechnisch hergestellte Antikörper bildet dabei eine Brücke zur Zellumgebung, die es Abwehrzellen ermöglicht, die malignen Zellen zu zerstören.
An der Studie nahmen 263 Patienten teil. Alle Patienten mussten mindestens sechs Zyklen einer Chemoimmuntherapie mit Rituximab aufweisen und in einer Remission sein, das heißt, der Krebs musste sich komplett oder teilweise rückgebildet haben. Die Hälfte der Patienten (134) erhielt bis zu zwei Jahre lang alle drei Monate eine Infusionslösung mit Rituximab, die andere Hälfte der Studienteilnehmer (129) wurde im Beobachtungszeitraum ohne Nachtherapie behandelt. Dabei stellte sich schon in der Zwischenuntersuchung heraus, dass signifikant mehr Patienten ohne Krankheitsprogression waren, welche die medikamentöse Folgetherapie bekamen. Bei ihnen war kein Wiederanstieg der krankhaften weißen Blutkörperchen oder das Neuauftreten krankhafter Lymphknoten nachweisbar.
„In der Rituximab-Gruppe waren 85,1 Prozent der Patienten ohne Krankheitsprogression, im Beobachtungsarm 75,5 Prozent. Das sind zehn Prozent absoluter Unterschied, der statistisch hoch signifikant ist“, erklärte Greil. Der Vorteil bestand dabei für die meisten untersuchten Subgruppen. „Es gibt auch keine Population, in der etwa eine Verschlechterung durch die Behandlung eingetreten ist.“ Patienten im Kontrollarm wiesen zudem ein 2,38-fach höheres Risiko für ein Krankheitsfortschreiten auf. Ein Unterschied bestand auch, ob Patienten zum ersten Mal eine Chemotherapie erhalten hatten oder sich im ersten Rückfall befanden: „Das Risiko für eine Progression war in der Zweitlinientherapie um das fast Zweieinhalbfache höher. Das würde für eine möglichst frühe Erhaltungstherapie sprechen.“
Einzige signifikante Nebenwirkung bei der Rituximab-Gruppe war ein doppelt so hohes Infektionsrisiko (15 Prozent gegenüber sieben Prozent). „Wenn die Infektionen unter Kontrolle gebracht werden können, ist das aber nicht entscheidend. Entscheidend ist primär das Verhältnis zum Nutzen“, betonte Greil. Insbesondere traten die zwei tödlichen Infektionsfälle nur im Kontrollarm auf.
„Ziel der Erhaltungstherapie ist es, die Tumormasse weiter abzuschmelzen, mit einem Medikament, das relativ gut tolerabel ist und das eine sehr starke Wirkung gegenüber den Tumorzellen hat.“ Entscheidend dabei sei, dass man das Medikament prolongiert anwenden kann, was bei einer Erhaltungstherapie mit Chemotherapie nicht möglich sei. „Hier entwickeln sich über die Zeit hinweg hohe Toxizitäten mit starken Nebenwirkungen für bestimmte Organe“, so Greil. Folge seien etwa Knochenmarksschäden, Infektionen, andere Krebsformen, aber auch Nerven- oder Herzschäden, die durch die lange Behandlung mit klassischen zytostatischen Medikamenten eintreten können. Dem Entwickeln chemotherapiefreier Behandlungen gelte darum in der Krebsforschung in Salzburg besonderes Interesse.
(S E R V I C E: http://www.agmt.at)