Leukämie 2 - Suche nach Alternativen zur Chemotherapie

Salzburg/Wien (APA) - Die Suche nach Alternativen zur Chemotherapie ist auch aus einem zweiten Grund von Bedeutung: „Medikamente setzen Tumo...

Salzburg/Wien (APA) - Die Suche nach Alternativen zur Chemotherapie ist auch aus einem zweiten Grund von Bedeutung: „Medikamente setzen Tumorzellen unter genetischen Stress und können teilweise zu einer sogenannten klonalen Selektion führen. Ein Medikament, das zunächst eine starke Reduzierung der Tumormasse bedingt, kann eine Erhöhung der Diversität der lebenden Tumorzellen zur Folge haben“, erläuterte Greil.

Die Folge: Es entstehen Subklone, die Resistenzen gegen die Therapie entwickeln. „Das ist ein Pyrrhussieg. Nach einem ersten Erfolg kann die Krankheit in weitaus aggressiverer Form wieder kommen“, sagte Richard Greil. Darum laufen in Salzburg derzeit eine Reihe von Studien, die sich mit alternativen Angriffspunkten beschäftigen, Tumore zu modifizieren und unter Kontrolle zu halten oder zu bringen. „Dabei handelt es sich um immunmodulatorische, also das Immunsystem verändernde Maßnahmen oder molekulare Formen der Therapie, die auf Regulationsmechanismen in den Zellen Einfluss nehmen“, betonte der Onkologe.

Anders als bei soliden Tumoren wandern bei der Leukämie die malignen Zellen durch das lymphatische System: Von der Blutbahn ins Knochenmark, in die Lymphknoten, in die Milz. „Dabei hat sich herausgestellt, dass die Hauptvermehrung der Leukämiezellen sehr wahrscheinlich in den Lymphknoten stattfindet. Die Zellen wandern offenbar immer wieder in die Lymphknoten zurück, wo sie Überlebenssignale, Zellteilungssignale, erhalten“, erklärte Greil. Er spricht in diesem Zusammenhang von den Lymphknoten als „Bioreaktor für die Leukämievermehrung.“ „Wir beschäftigen uns im Labor derzeit mit Methoden, mit denen wir versuchen, die Zellen aus dieser für sie günstigen Umgebung herauszubekommen, dorthin, wo sie empfindlicher sind.“ Das passiere, indem man etwa identifiziere, welche Andockmoleküle für Leukämiezellen in den Lymphknoten entscheidend sind.

Das von Greil aufgebaute Krebsforschungsinstitut an den Salzburger Landeskliniken (SCRI) und die von ihm initiierte Arbeitsgemeinschaft Medikamentöse Tumortherapie (AGMT) haben in den vergangenen zehn Jahren 6.000 Patienten in 400 klinischen Krebsstudien eingeschlossen. Weil es für klinische Studien durch die öffentliche Hand keine Unterstützung gibt, wünscht sich Greil mehr private Geldgeber: „Was uns am meisten fehlt, ist die Unterstützung durch Sponsoren. In Österreich haben viele wohlhabende Menschen aber die Vorstellung, dass das alleine die Aufgabe der öffentlichen Hand sei. In den USA ist es eher so, dass Menschen das Gefühl haben, der Gesellschaft auch etwas zurückzugeben“, sagte der Onkologe.