Polizei macht Gaunern in Kufstein das Leben schwer
2014 wurden im Bezirk Kufstein weniger Delikte angezeigt. Der Polizei gelang es, rund 58 Prozent aller Straffälle aufzuklären. Stark im Steigen sind Wegweisungen und Betretungsverbote bei Gewalt in der Familie.
Von Wolfgang Otter
Kufstein –Weniger Delikte, höhere Aufklärungsquote – so kann man die Kriminalstatistik 2014 für den Bezirk Kufstein auf einen kurzen Nenner bringen. „Eine relativ zufriedenstellende Entwicklung“, wie Walter Gaschnig, zuständiger Kriminalreferent des Bezirkspolizeikommandos, die Zahlen kommentiert. Wenn man ins Detail geht, zeigt sich, dass die Leistung der Kufsteiner Polizistinnen und Polizisten weit über dem Landesschnitt liegt: Im Vorjahr wurden nicht weniger als 58 Prozent der 5083 angezeigten Fälle aufgeklärt, im Jahr zuvor waren es noch rund 55 Prozent von 5287 Fällen. Tirolweit lag die Aufklärungsquote bei 51 Prozent, österreichweit sogar nur bei 43 Prozent. „Das war eine super Arbeit“, lobt auch Bezirkskommandant Walter Meingassner seine Truppe. Und Gaschnig fügt an: „Wir haben nicht geglaubt, dass wir das noch verbessern können.“ Damit liegt Kufstein bezüglich der Aufklärung hinter Reutte (62 Prozent) an zweiter Stelle im Land.
„Ein großes Thema bei uns im Bezirk waren 2013 die Gewaltdelikte“, geht Gaschnig auf die Delikte im Detail ein. Damals waren vier Morde und 13 Raubüberfälle passiert, 2014 sind diese Zahlen jeweils auf ca. die Hälfte gesunken, gleich wie bei Einbrüchen in Wohnungen (16). Bei den Bluttaten war es besonders der noch nicht aufgeklärte Fall der französischen FH-Studentin Lucile K., der in Kufstein für Beunruhigung und Bestürzung sorgte.
„Was uns Sorge bereitet, sind die Einbrüche in Gewerbe- und Industriestätten“, sagt Gaschnig. 2014 sind diese um 76,3 Prozent auf 67 gestiegen, auch die Einbrüche in Firmen sind mit 134 um sieben Prozent höher ausgefallen. „Aber wir haben hier bereits präventiv mit mehr Streifen reagiert. Dadurch ist es uns gelungen, auch mehre Serien aufzuklären“, sagt Gaschnig. Unter anderem wurden zwei Jugendliche in Kufstein ausgeforscht, die 26 Einbrüche in Firmen und Wohnhäuser verübt und sieben Pkw aufgebrochen haben. Monate später wurden neuerlich Jugendliche ausgeforscht, denen ebenfalls 20 Einbrüche nachgewiesen werden konnten.
Große Ermittlungserfolge hat die Polizei bei Suchtgiftdelikten mit 356 Anzeigen (2013: 233). Delikte, die nicht immer angezeigt werden, „wenn wir Kapazitäten frei haben, dann können wir uns dieser Problematik verstärkt widmen“, sagt Meingassner. Wobei man im Bezirk – und nicht nur hier – „verstärkt Indoor-Plantagen entdeckt. Hier und da müssen sich die Kolleginnen und Kollegen schon fast als Gärtner betätigen. Aber wir kommen nur zum Ernten, nicht zum Gießen“, meint Meingassner.
Überraschend, auch für den Kriminalreferenten, ist der Rückgang beim Internetbetrug. 137 Fälle wurden gemeldet. Laut Gaschnig geht man bei der Exekutive davon aus, dass das Benutzerverhalten sicherer geworden ist. Eine Rückverfolgung von solchen Delikten ist für die Polizei schwierig, stehen die Server doch meist in Ländern, in denen sie nicht zugreifen kann. Außerdem gab es 143 Skidiebstähle (-5,3 %) und 245 Fahrraddiebstähle (+4,7%).Stark gefordert war die mit dem Fremdenrecht befasste AGM-Gruppe. 721 Aufgriffe von illegal eingereisten Personen wurden gemacht, 2012 waren es 217, 2013 451. Die Situation dürfte sich zumindest auf Tiroler Boden bessern, da man künftig bereits auf italienischer Seite verstärkt gemeinsame Kontrollen in Zügen durchführt. „Unsere Beamtinnen und Beamten sind in diesem Bereich gewaltig gefordert. Immerhin haben sie mit traumatisierten Menschen zu tun, viele darunter sind Kinder“, weiß Gaschnig. Gestiegen ist auch die Zahl der Wegweisungen und Betretungsverbote nach Gewalt in der Familie. Mit 97 findet fast ein Viertel aller derartiger Vorfälle in Tirol im Bezirk statt. Wobei man sehr restriktiv im Sinne der Opfer vorgeht.
Keinen Spaß verstehen Exekutive und Bezirkshauptmannschaft, wenn es um die Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes geht: Laut dem zuständigen BH-Referenten Thomas Föger werden dabei die Gewerbetreibenden bestraft, „bei den Jugendlichen kommt es beim ersten Mal zu einem Aufklärungsgespräch“, sagt Föger. Immerhin gab es 2014 Anzeigen gegen 73 Jugendliche: die meisten, weil sie unerlaubt Alkohol oder Nikotin konsumiert hatten. 80 Prozent davon wurden zum Gespräch vorgeladen, „wobei sich Mädchen und Burschen die Waage halten“, wie Föger bilanziert.