Genial daneben: Hugo Egon Balder wird 65

Hamburg/Köln (APA/dpa) - Geburtstage sind ihm „wurscht“. Hugo Egon Balder kann darauf gern verzichten. „Ich hasse diese ewige Feierei und Sc...

Hamburg/Köln (APA/dpa) - Geburtstage sind ihm „wurscht“. Hugo Egon Balder kann darauf gern verzichten. „Ich hasse diese ewige Feierei und Schenkerei“, sagt der Entertainer, der im Fernsehen schon mit diversen Shows für gute Laune gesorgt hat. Nicht einmal zum 65., der am Sonntag (22. März) für ihn ansteht, soll eine Party steigen.

Stattdessen steht Schauspieler Balder an dem Tag gleich in zwei Vorstellungen in Köln auf der Bühne. Das Theater ist es auch, das den TV-Moderator und -Produzenten derzeit selbst vom Fernsehen abhält - und auch nur selten eigene Ausflüge vor die Kamera gestattet. „Ich kann nur montags, da habe ich frei“, erklärt er.

Am Ostermontag (6. April/22.15 Uhr) startet dann auch auf Tele 5 sein Trink-Talk „Der Klügere kippt nach“ mit Wigald Boning als Gastgeber. Balder gibt den Wirt in der Hamburger Kneipe „Zwick“ auf St. Pauli, die er selbst mitbetreibt. In der Hansestadt hat der gebürtige Berliner auch eine Wohnung, lebt sonst aber nach wie vor in Köln.

Balder wird in der Live-Sendung zwischendurch die Gläser auffüllen. „Vielleicht sage ich mal was, vielleicht auch nicht. Das richtet sich ganz nach der Situation“, meint er. Ansonsten soll es „eine ganz normale Talkshow“ werden, in der die Gäste eben auch Alkohol trinken. „Die Frage ist natürlich, wie viel.“

Auch Komikerin Hella von Sinnen (56) ist dann wieder mit dabei. Mit ihr stand Balder, der zuvor unter anderem Schauspieler am Berliner Schillertheater war, ab 1988 gemeinsam bei RTL (damals noch RTL plus) vor der Kamera und bescherte mit der Comedyspielshow „Alles Nichts Oder?!“ dem noch jungen Kölner Privatsender einen seiner ersten Erfolge. Oft trat das optisch so ungleiche Paar - die blonde, kräftige Frau mit der Vorliebe für Overalls und der dunkelhaarige drahtige Mann - danach gemeinsam auf, bis hin zur 2003 gestarteten Comedy-Rateshow „Genial daneben“. Jahrelang lief diese mit Erfolg auf Sat.1.

„Der alte Mann und die dicke Tante sind offenbar unverzichtbar fürs Privatfernsehen. Sie waren dabei, als es groß geworden ist, und sie sind jetzt dabei, wenn es alt wird“, schrieb die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ in jener Zeit. Die „Süddeutsche Zeitung“ erklärte Balders Erfolg mal so: „Vielleicht, weil er geistig einer der Jüngsten im Gewerbe ist.“ Er schere sich nicht um das, was andere sagen und habe viele Schmähungen erlebt. Als „magersüchtiges Frettchen“ hat ihn seine Freundin Hella tituliert. Und nachdem er „Tutti Frutti“ auf RTL beendete, jene legendäre Show mit Länderpunkten und leicht bekleideten Showgirls, war er für eine kleine Ewigkeit der „Herr der Möpse“.

An den Beginn erinnert sich Balder, der in den 90er Jahren als Produzent Shows wie „RTL Samstag Nacht“ mitverantwortete, gern. „Früher, als wir bei RTL anfingen, da ging das alles ganz schnell“, sagt er. Da sei er zu Senderchef Helmut Thoma gegangen und habe gefragt: „Können wir das machen? Dann kam entweder ein Ja oder ein Nein.“ Heute erlebe man überall das Gleiche. „Wenn mal neue Formate gemacht werden, sind die nicht ausgegoren“, kritisiert er. Meistens werde nur nachgemacht. „Dann sieht man die 35. Version von Deutschlands bestem Förster.“ Es gebe viele Menschen mit Ideen. „Aber leider scheitern sie an Leuten, die Nein sagen oder es sich mal überlegen wollen. Und das dauert ein paar Jahre - traurig.“

Besser fällt Balders Urteil über seine Moderatoren-Kollegen aus. „Es gibt viele gute Leute im Fernsehen“, sagt er. „Joko und Klaas machen das hervorragend. Und Stefan Raab ist nach wie vor eine Bank, er hat viel im Fernsehen revolutioniert.“ Balder selbst, der schon von Anfang an auch als Musiker auftrat, steht vorerst weiter auf der Theaterbühne, in der Komödie „Aufguss“ etwa noch bis zum 26. April im Kölner Theater am Dom. Weitere Fernsehpläne hat er auch. „Aber solange das nicht konkret ist, kann ich dazu auch nichts sagen - bevor es mir einer klaut.“