Sex, Passion und sehr wenig Büchner: „Woyzeck“ in Graz
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~ --------------------------------------------------------------------- KORREKTUR-HINWEIS In APA173 vom 20.03.2015 muss es im zweiten Absatz richtig heißen: „Woyzeck“ erschien 1879 (nicht: „Woyzeck“ entstand 1879) --------------------------------------------------------------------- ~ Graz (APA) - Woyzeck als Jesusfigur, die von der Gesellschaft benützt, ausgebeutet und getötet wird, dazu reichlich alberne Sexszenen und ein wirres Gehopse auf einer sehr ästhetisch gestalteten Bühne - Regisseur Oliver Frljic gestaltete am Donnerstagabend im Grazer Schauspielhaus allenfalls ein paar Motive aus Georg Büchners „Woyzeck“, albtraumartig aneinandergefügt und permanent musikalisch untermalt.
Georg Büchners Dramenfragment „Woyzeck“ erschien 1879 und beeindruckt durch seine Härte und die karge Sprache immer noch. Oliver Frljic hat für die Grazer Neuinszenierung weitgehend darauf verzichtet, nur wenige Textpassagen sind geblieben. Optisch ist zumindest der Beginn sehr schön, wenn zu langsamen Streicherklängen der erhängte Woyzeck in goldenem Licht auftaucht und eine halbtransparente Spiegelwand den Zuschauerraum von der Bühne trennt und gleichzeitig ins Geschehen zieht (Bühne: Igor Pauska). Als Figur geblieben ist nur Woyzeck und an einigen Stellen Marie, sechs Darsteller fungieren meist als undefinierbare Masse, die sich die einzelnen Figuren aufteilt. Am Anfang ziehen sich eben diese bunte Sommerkleider und rote Pumps an, dann ersticht Woyzeck in allen Marie.
Etwas später ziehen sich die sechs Darsteller Tiermasken über, kopulieren und brüllen laut das Vaterunser ins Publikum, welches schon leicht erschrocken und ziemlich ratlos wirkte. Die Verschmelzung zwischen Woyzeck und Jesus wurde immer stärker, schließlich bekommt er auch noch eine Dornenkrone, eine Pieta wird ebenfalls nachgestellt. Dazwischen werden lustige Sachen mit Bananen und Gemüse als Penisersatz getrieben, Woyzeck bis auf die Unterhose entkleidet und heftigst befummelt und plötzlich ist da noch ziemlich viel Blut. Nach einer Stunde und fünf Minuten war die Aufführung vorbei, der Applaus premierenmäßig höflich, ein einzelner Bravo-Rufer blieb ohne Nachahmer.
Franz Solar war als Woyzeck ausgezeichnet, ihm hätte man eine Produktion gewünscht, in der er sich auch sprachlich besser profilieren hätte können. Katharina Klar, Sebastian Klein, Florian Köhler, Christoph Rothenbucher und Franz Xaver Zach machen gute Miene zum blöden Spiel und Gerti Pall darf einen kurzen Text lesen.
(S E R V I C E - „Woyzeck“ von Georg Büchner im Grazer Schauspielhaus. Regie: Oliver Frljic, Bühne: Igo Pauska, Kostüme: Sandra Dekanic. Mit: Franz Solar (Woyzeck), Philine Bührer (Marie), Katharina Klar, Sebastian Klein, Florian Köhler, Gerti Pall, Christoph Rothenbuchner, Franz Xaver Zach. Nächste Aufführungen: 21. und 26. März., 8., 10. und 18. April 2015. Karten: Tel. 0316/8000 oder mailto:tickets@buehnen-graz.com. http://schauspielhaus-graz.at )