Papst ruft Neapel zu „Befreiung“ von Kriminalität auf
Neapel/Vatikanstadt (APA) - Vor rund 60.000 Gläubigen hat Papst Franziskus bei seinem Pastoralbesuch in Neapel eine Messe auf der zentralen ...
Neapel/Vatikanstadt (APA) - Vor rund 60.000 Gläubigen hat Papst Franziskus bei seinem Pastoralbesuch in Neapel eine Messe auf der zentralen Piazza del Plebiscito gefeiert und die Gläubigen zur „Befreiung“ der Vesuv-Stadt von der Kriminalität aufgerufen. Damit sprach er indirekt Neapels Mafia-Organisationen, die Camorra, an.
„Reagiert mit Stärke auf die Organisationen, welche die Jugend, die Armen und Schwachen mit dem zynischen Drogenhandel und anderen Verbrechen ausbeuten und korrumpieren. Lasst euch die Hoffnung nicht nehmen, auch wenn die Jugend von diesen Leuten ausgebeutet wird. Die Korruption und die Kriminalität entstellen das Gesicht dieser schönen Stadt!“, so der Papst mit Blick auf die Camorra.
„Es ist heute die Zeit der Befreiung für Neapel: Das ist mein Wunsch und mein Gebet für eine Stadt, die in sich so viel spirituelles, kulturelles und menschliches Potenzial hat,“ schloss der Papst seine Predigt. Hoffnung widerstehe dem Bösen.
Vor der Messe auf der Piazza del Plebiscito hatte sich der Papst in die Camorra-Hochburg Scampia, einem nördlichen Viertel Neapels, begeben. Dort hatte er vor Korruption und Arbeitslosigkeit gewarnt. Arbeitslosigkeit raube den Menschen die Würde. Unterbezahlte Arbeit und Schwarzarbeit bezeichnete er als Ausbeutung und „Sklaverei“. Seine Rede beendete er mit dem Appell an die Zuhörer, die eigene Seele, die Stadt und die Gesellschaft von diesem Übel zu reinigen.
Franziskus besuchte nach der Messe Neapels Gefängnis Poggioreale. Im Gefängnis wollte er mit Häftlingen zu Mittag essen, unter ihnen Homosexuelle, HIV-Infizierte und Transsexuelle. Die 90 Häftlinge, die die Chance haben, den Papst zu treffen, wurden unter den 1.900 Insassen ausgelost.
Seit seinem Amtsantritt vor rund zwei Jahren wandte sich der Papst immer wieder mit klaren Worten gegen die Mafia. Er forderte die Kirche und die Gläubigen auf, jede Nähe zu den Kriminellen zu vermeiden. Bei seinem Besuch in Kalabrien im vergangenen Juni sprach der Papst zum ersten Mal ausdrücklich von einer Exkommunikation der Mafiosi.