USA sehen Zeit für Entscheidungen über Irans Atomprogramm

Paris/Lausanne (APA/Reuters/dpa) - Die jahrelangen Verhandlungen über das umstrittene iranische Atomprogramm stehen nach den Worten von US-A...

Paris/Lausanne (APA/Reuters/dpa) - Die jahrelangen Verhandlungen über das umstrittene iranische Atomprogramm stehen nach den Worten von US-Außenminister John Kerry unmittelbar vor einer Entscheidung. In den Verhandlungen in der kommenden Woche müsse entschieden werden, ob eine Einigung möglich sei oder nicht, erklärte Kerry am Samstag im Schweizer Lausanne.

Dort hatte die sogenannte Sechser-Gruppe aus den USA, Russland, China, Frankreich, Großbritannien und Deutschland vergangene Woche in Gesprächen mit Vertretern Irans nach Angaben beider Seiten Fortschritte erzielt, auch wenn es noch strittige Punkte gebe. Irans Präsident Hassan Rohani zeigte sich zuversichtlich. Alle noch offenen Fragen könnten gelöst werden, erklärte er nach Berichten staatlicher iranischer Medien.

Die Sechser-Gruppe verdächtigt den Iran, Atomwaffen unter dem Deckmantel eines zivilen Nuklear-Programms zu entwickeln. Die islamische Republik bestreitet das, lässt aber vollständige Kontrollen seiner Atomanlagen nicht zu. Um Iran zu einem Einlenken zu bewegen, hat die Staatengruppe Sanktionen beschlossen, die die iranische Wirtschaft empfindlich getroffen haben.

Die Sechser-Gruppe will nach russischen Angaben die Verhandlungen mit dem Iran am Donnerstag fortsetzen. Kerry wollte sich noch am Samstag mit seinen europäischen Amtskollegen in London treffen, um eine gemeinsame Linie abzustimmen.

Rohani sagte, er sei überzeugt, dass es möglich sei, ein Abkommen zu erzielen. Es gebe nichts, was nicht gelöst werden könne. In den vergangenen Tagen hätten sich gemeinsame Sichtweisen auf bis dahin strittige Punkte entwickelt. Dies könne das Fundament für eine Einigung werden.

Frankreichs Außenminister Laurent Fabius pochte im Sender Europe 1. auf robuste Absprachen, die zuverlässig verhinderten, dass der Iran in den Besitz von Atombomben kommen könnte. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Freitag als Ziel formuliert: „Es geht darum, dass die nukleare Bewaffnung des Iran eingedämmt wird, und das muss sich im Verhandlungsergebnis natürlich glaubwürdig widerspiegeln.“ Notwendig sei eine Vereinbarung, der alle Mächte in der Region vertrauen könnten, sagte Fabius. „Denn wenn die Vereinbarung nicht ausreichend seriös genug ist, dann könnte das Nachbarländer wie die Türkei oder Saudi-Arabien beunruhigen“, sagte Fabius. Diese Länder könnten sich dann selbst Kernwaffen zulegen wollen, was eine katastrophale atomare Verbreitung bedeuten würde.

Das iranische Atomprogramm war am Freitagabend auch Thema in einem Telefongespräch des französischen Präsidenten Francois Hollande und US-Präsident Barack Obama. Obama hatte mit Blick auf das angepeilte Abkommen zuletzt von einer historischen Chance gesprochen, die nicht verpasst werden dürfe. Kritiker im eigenen Land, aber auch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu werfen ihm und den Europäern vor, um jeden Preis mit der Führung in Teheran ein Abkommen schließen zu wollen.