TT-Interview

Ursula Strauss: „Müdigkeit ist bei mir noch nicht aufgetaucht“

Ursula Strauss alias Angelika Schnell steht ihre Frau (hier mit ihrem Kollegen Wolf Bachofner).
© ORF/Hubert Mican

Sie steht wieder vor der Kamera. Ursula Strauss erzählt, warum sie Inspektorin Schnell schätzt und warum sie wegen einer Rolle graue Haare bekam.

Wien – Das lange Warten hat ein Ende. Sie ist endlich wieder mitten im Geschäft oder besser gesagt: Mitten am Tatort. Nach ihrem schweren Unfall (Brüche und andere Verletzungen) steht Ursula Strauss jetzt nämlich, mit Verspätung, für den vierten abendfüllenden „Schnell ermittelt“-Spielfilm vor der Kamera mit dem Titel „Einsamkeit“. Die Tiroler Tageszeitung traf die Schauspielerin zum Interview. Passenderweise im „Verhörzimmer“ des Krimineser-Teams in der alten Wirtschaftsuniversität.

Im September konnte wegen des Unfalls auf dem Weg zu einer Maskenprobe nicht gedreht werden. Jetzt ist es endlich wieder so weit. Hatten Sie Entzugserscheinungen?

Ursula Strauss: Schon. Es ist jetzt wie ein Nachhausekommen.

Hat sich ob der Jahreszeit etwas geändert?

Strauss: Ja, speziell bei der Kleidung. Jetzt werden keine Sommer- oder Herbstkleider gebraucht, dafür sind Wärmewäsche und Mantel gefragt.

Es geht heiß her in diesem Krimi. Ein Versicherungsmanager, der von der Decke baumelt, eine kopflose Frauenleiche mit einem Ei im Nabel und so weiter?

Strauss: Ja – es sind spannende Fälle, zuweilen heftig und grausam. Unlängst hatten wir an einem einzigen Tag gleich drei Leichen. Für mich sind diese Dreharbeiten aufregend: Es wird auch ein bisschen geschmust. Die Entwicklung in diese Richtung, das alles ist sehr cool.

Kann man von Grausamkeiten in Richtung der skandinavischen Krimis sprechen?

Strauss: Nicht ganz. Wir bleiben unserer Erzählfarbe mit Leichtigkeit und schwarzem Humor treu. Es ist nicht so, dass man nicht schlafen kann, wenn man sich diesen Film angeschaut hat.

Wie sieht es mit Action-Szenen aus, die sind momentan für Sie sicher nicht einfach?

Strauss: Meine uneingeschränkte Bewegungsfähigkeit habe ich noch nicht zurück. Aber es wird besser – mit Muskelaufbau und so weiter. Stiegen raufzusprinten, geht nicht, doch ich werde es wieder können. Aber Verfolgungsjagden stehen derzeit ohnehin nicht auf dem Programm. Die Außendrehs sind anstrengend genug, weil sich Knochenbrüche und Kälte nicht unbedingt miteinander vertragen.

Haben Sie sich durch den Unfall mental verändert?

Doch auch in anderen Rollen brilliert Ursula Strauss: Bald ist sie in "Käthe Kruse" zu sehen
© ORF/EPO Film

Strauss: Normalerweise denkt man ja nicht daran, dass einem so etwas passieren könnte. Deshalb kann ich jetzt das Leben – so, wie es ist – viel besser genießen. Und – mit Euphorie – einen Schritt darüber hinaus tun. Dem Heilungsprozess tut es jedenfalls sehr gut, mit Freude zu arbeiten.

Was macht „Schnell ermittelt“ für Sie zu etwas Besonderem?

Strauss: Dass ich die meiste Zeit meines schauspielerischen Lebens mit dieser Figur verbracht habe. Absurd, wenn ich denke, was wir da alles an Geschichten erlebt haben. Eine irre Reise. Das ist, wie wenn man sich ein Fotoalbum anschaut. Müdigkeit ist bei mir noch keinen Augenblick aufgetaucht, dafür ist diese Figur zu cool. Die darf ja alles.

Und es geht auch ins Mystische. Kennen Sie derlei von sich selbst?

Strauss: Nein, zu solchen Sachen hatte ich anfangs genauso wenig Zugang wie heute. Doch ich kenne Leute, die Sachen „spüren“. Woran ich glaube, ist, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die man sich nicht erklären kann. Ist ja gut so. Sonst wäre es unendlich fad.

Die Romy-Verleihung 2015 naht. Sie sind wieder nominiert (Kategorie: Beliebteste Seriendarstellerin, Anmerk.). Zwei Romys haben Sie ja schon. Wo stehen die?

Strauss: Dort, wo man sich viel aufhält. Auf einem Schrank in der Küche. Im Winter setze ich ihnen Hauben auf.

Stehen auch schon neue Projekte an?

Strauss: Unter der Regie von Michael Ramsauer drehe ich fürs Kino „Ein sicherer Ort“. Ein ziemlich leiwander österreichischer Krimi, Andreas Kiendl wird mein Partner sein. Und außerdem stehe ich für „Maikäfer flieg!“ nach der Buchvorlage von Christine Nöstlinger vor der Kamera.

In ORF 2 wird man Sie am 4. April im Hauptabendprogramm in „Käthe Kruse“ sehen. Das ist eine authentische Geschichte ...

Strauss: Es war ein irrsinniger Spaß, mit Regisseurin Franziska Buch zu filmen. Vor allem die Altersmaske, die ich teilweise tragen musste, war interessant, weil das natürlich mit einem etwas macht. Ich dachte: „Sollte ich mit 75, 80 wirklich so ausschauen wie in diesem Film – ja, das passt!“ Mein Partner Fritz Karl musste auch altern – und er hat die Maskenbildnerin oft verflucht, weil das so juckte. Sicher war es jedes Mal ein göttlicher Moment, wenn wir die Maske wieder runtermachen durften.

Das Interview führte Ludwig Heinrich

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