Wirtschaft im Gespräch

Juwel-Chef: „Beschränkungen des Verkehrs machen zu schaffen“

Heinz Wüster in der Produktion von Juwel. Im Hintergrund werden Komposterteile hergestellt.
© Thomas Böhm

Heinz Wüster, Chef von Juwel, sieht den Wirtschaftsstandort Tirol differenziert: Wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten.

Juwel stellt Wäschespinnen und Trockner, Komposter, Frühbeete und Garten-Bausteine für Beete her. Wie hat sich das Geschäft in den vergangenen Jahren entwickelt?

Heinz Wüster: Die Importe aus Fernost haben eine Preiserosion ausgelöst. Der Konsument ist zum Schnäppchenjäger geworden, ohne zu bedenken, dass es vielleicht zu dem Produkt aus Asien keine Ersatzteile oder keinen Service gibt. Zudem nimmt der Anteil des beratenden Fachhandels ab. Es verlagert sich das Geschäft in die Großflächen und den Diskontbereich, damit nimmt der Preisdruck zu.

Auf welche Vertriebsschienen setzt Juwel?

Wüster: Die klassische Juwelschiene ist die beratungsintensive und die qualitätsorientierte. Auf der anderen Seite wollen wir mit unserem schmalen Produktprogramm die Marktanteile ausbauen. Daher sind gewisse Produkte von Juwel in Großflächenvertriebsformen zu haben. Inzwischen setzen wir europaweit nur noch 50 Prozent im Fachhandel, den Rest in der Großfläche um. Vor fünf Jahren lag das Verhältnis noch bei 75 zu 25.

In welchen Bereichen sind Sie Nummer eins in Österreich?

Wüster: Auf dem Wäschespinnen- und Kompostersektor, wahrscheinlich auch bei den Frühbeeten. Der Markt der Gartenbausteinsysteme ist hingegen sehr breit. Da gibt es Systeme aus Holz, es muss nicht unbedingt Kunststoff sein.

Als Kunststoff verarbeitender Betrieb sind Sie sehr vom Rohölpreis abhängig. Wie hat sich das auf die Rohstoffpreise bei Ihnen ausgewirkt?

Wüster: Sie sind Anfang des Jahres etwas gesunken mit der Folge, dass derzeit Rohstoffknappheit herrscht. Denn auf Grund des Preisdrucks haben die großen europäischen Kunststoffhersteller ihre Anlagen heruntergefahren. Damit ist derzeit wenig Material am Markt, damit die Preise steigen. Das soll weiter anhalten.

Was heißt das für Juwel?

Wüster: Wir müssen auf unsere Lager zurückgreifen, nach Lagerbeständen am Markt suchen und gleichwertige Rohstoffquellen orten. Durch die knappe Ware hat sich der Preis wieder erholt und die ersten Preise, die geboten werden, liegen über dem alten Niveau. So haben die Produzenten das Problem des Preisverfalls elegant gelöst.

Wie sehen Sie den Wirtschaftsstandort Tirol?

Wüster: Für den Standort sprechen die Qualität der Mitarbeiter und die zentrale Lage. Auf der anderen Seite machen uns die Verkehrsbeschränkungen und Mautsysteme zu schaffen. Mit dem Wunsch, das Brennerproblem zu lösen, trifft man die gesamte Tiroler Wirtschaft. Wir müssen die Rohstoffe von weit herholen, veredeln sie hier, und müssen dann die Produkte wieder zu unseren Kunden fahren. Da wird der sich ständig verteuernde Transport bei der immer knapperen Kalkulation zum Kostenfaktor.

Welche Lösung wünschen Sie sich?

Wüster: Ein wenig mehr Verständnis für die produzierende Wirtschaft, die dem weltweiten Wettbewerb ausgesetzt ist. In vergleichbaren Wirtschaftsregionen sollten die Rahmenbedingungen ähnlich sein. Sonst gibt es für andere Standortvorteile, die für uns irgendwann nicht mehr aufzuholen sind. Derzeit gelingt es mit innovativen Produkten, neuen Ideen, solche Defizite zu kompensieren. Aber ob das auf Dauer funktioniert, ist herausfordernd. Natürlich schätzen wir die strategische Lage von Imst zu unseren Märkten Deutschland, Schweiz und Italien. Aber wo viel Licht ist, gibt es auch viel Schatten.

Das Gespräch führte Frank Tschoner

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