„Wir müssen uns den Gegebenheiten anpassen“
Das erste „Heimspiel“ am Fenner-Areal brachte der Reichenau ein Remis und die Gewissheit, dass ein schwieriges Jahr auf den Verein zukommt.
Von Tobias Waidhofer
Innsbruck –Die neutralen Zuschauer auf der Fennerkaserne kamen auf ihre Kosten: sechs Tore, eine überraschende Außenseiterführung und eine Nachspielzeit, die mit zwei Toren die Wende für den Favoriten brachte. Das 3:3 zwischen der Reichenau und Völs hatte viele Geschichten zu erzählen.
Beim Tabellenzweiten in Innsbruck war die Stimmung nach dem Remis gegen den Nachzügler aber eher im Keller. Und zwar nicht, weil der Rückstand auf Tabellenführer Fügen inzwischen zehn Punkte beträgt, sondern weil ein ganz schweres Jahr auf die Innsbrucker zukommt. Die Brennpunkte sind dabei sowohl sportlicher als auch wirtschaftlicher Natur.
„Wir müssen unsere Taktik ändern“, schimpfte der Sportliche Leiter der Reichenauer, Helmut Hupfauf, nach dem Remis, das Alex Mader und Manuel Gstrein mit ihren Treffern in der Nachspielzeit gerettet hatten. „Einige haben heute ohne Kampf und Ehrgeiz gespielt. Das geht nicht, speziell auf der Fenner.“ Wobei sich Hupfauf gar nicht auf die „Übergangsheimat“ einschießen will: „Der Platz war in einem Top-Zustand. Dass es nicht unser Heimplatz ist, ist eine andere Geschichte. Wir müssen uns den Gegebenheiten anpassen. Das ist unser Problem.“ Einfacher gesagt als getan. Vor allem weil die Reichenauer vor dem Liga-Auftakt nicht einmal (!) auf der Fennerkaserne trainieren konnten.
„Wir trainieren in der Wiesengasse“, erzählt Trainer Flo Schwarz, der vor allem die Gegentore bemängelte, die „so nicht hätten passieren dürfen. Der Ausgleich war dann aber hochverdient.“ Dass Fügen in der Tabelle endgültig enteilt ist, interessiert Schwarz dabei gar nicht: „Ich schaue nicht mehr auf die Tabelle. Wir haben ganz andere Probleme.“ Die sind derzeit auch finanzieller Natur: „Wir müssen uns 2015 über Wasser halten. Uns fehlen die Kantineneinnahmen. Wir haben kaum VIPs“, beschreibt der Sportliche Leiter Hupfauf die Lage. Dankbar sei er den treuen Sponsoren, die weiterzahlen, obwohl sie aktuell auf Leistungen (Bandenwerbung) verzichten müssen.
Vor allem, weil davon ausgegangen wird, dass die Reichenau auch im Herbst noch auf Reisen gehen muss. Zuletzt erwirkten die Anrainer erneut einen Baustopp am Reichenauer Platz. Bis auf die Tribünen erinnert dort nicht mehr viel an eine Sportstätte. „Wir sind Reisende in Innsbruck“, meint Schwarz. „Aber irgendwann werden wir unseren Platz wiederhaben.“ Sein Wort in Gottes Ohr.