Gauck in Peru: Staat und Militär müssen sich Verantwortung stellen
Lima/Berlin (APA/dpa) - Deutschlands Bundespräsident Joachim Gauck hat bei seinem Staatsbesuch in Peru dazu aufgerufen, die von Gewalt und B...
Lima/Berlin (APA/dpa) - Deutschlands Bundespräsident Joachim Gauck hat bei seinem Staatsbesuch in Peru dazu aufgerufen, die von Gewalt und Bürgerkrieg geprägte Vergangenheit des Landes konsequent aufzuarbeiten. Auch Deutschland habe mühsam lernen müssen, sich der Schuld durch Nazi-Herrschaft und DDR-Diktatur zu stellen, sagte Gauck am Samstag am „Ort der Erinnerung“ in der Hauptstadt Lima.
In Peru wird um die Bewertung des vor 15 Jahren beendeten Bürgerkrieges zwischen Militär und der maoistischen Guerilla des Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad) gestritten. Zwischen 1980 und 2000 waren dabei etwa 70 000 Menschen ums Leben gekommen.
Mit deutlichen Worten forderte Gauck, auch Staat und Armee müssten sich ihrer Verantwortung stellen. Die Schuld staatlicher Organe im Kampf gegen den Terrorismus müsse thematisiert, gerechtfertigte Verteidigung von Verbrechen oder Staatsterror unterschieden werden.
„Es gibt keine Demokratie, die Zukunft hat, ohne ein starkes Gebäude des Rechts“, sagte Gauck. Politik dürfe niemals nur die Perspektive der Herrschenden einnehmen, sondern müsse immer auch die der Unterdrückten und der Opfer mit einbeziehen.
Der peruanische Literatur-Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa hieß Gauck am „Ort der Erinnerung“ willkommen. Gewalt dürfe niemals Instrument für politische Ziele sein, sagte er, an die terroristische Guerilla gerichtet. Für die gesamte Gesellschaft gelte: „Man kann die Vergangenheit hinter sich lassen, ohne die begangenen Gräueltaten zu verstecken.“
Am Sonntag wurden Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt in Ayacucho in den Anden erwartet, damals ein Zentrum der blutigen Kämpfe zwischen Guerilla und Militärs. Dort wollte Gauck eine Gedenkstätte besuchen, die Familien der Entführten, Gefangenen und Verschwundenen des Bürgerkriegs eingerichtet haben. Auch der Besuch einer Schule stand auf dem Programm. Dort werden Kinder aus indigenen Gemeinden zweisprachig unterrichtet - in Spanisch und Quechua, der Sprache der Ureinwohner.