Regionalwahl in Andalusien als Stimmungstest für ganz Spanien
Sevilla (APA/AFP/dpa) - Die Bewohner von Spaniens bevölkerungsreichster Region Andalusien waren am Sonntag aufgerufen, ein neues Parlament z...
Sevilla (APA/AFP/dpa) - Die Bewohner von Spaniens bevölkerungsreichster Region Andalusien waren am Sonntag aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Der Urnengang war der Auftakt für ein Superwahljahr in Spanien, wo heuer auch landesweite Parlamentswahlen anstehen. Er galt als Stimmungstest für die konservative Volkspartei (PP) von Ministerpräsident Mariano Rajoy und die in Andalusien regierenden Sozialisten (PSOE).
Der konservativen Volkspartei (PP) von Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy drohte in der Region im Süden des Landes ein Debakel. Wegen der Unzufriedenheit über die Sparpolitik wurde vor allem für die linke Podemos-Partei und die neue Mitte-Rechts-Bewegung Ciudanos mit Stimmenzuwächsen gerechnet. Die Regionalwahl musste vorgezogen werden, nachdem sich die Sozialisten mit ihrem bisherigen Koalitionspartner, der Vereinigten Linken (IU), überworfen hatten. Andalusien hat 8,4 Millionen Einwohner, es gab knapp 6,5 Millionen Wahlberechtigte.
Mit Spannung wird vor allem das Abschneiden der linken Podemos-Partei erwartet, die in den Umfragen in Andalusien zweistellige Zustimmungswerte erreichte. Die während der schweren Finanzkrise mit Arbeitslosigkeit und Sparprogrammen aus der Protestbewegung hervorgegangene Partei zog im vergangenen Jahr auf Anhieb ins Europaparlament ein. Ebenso wie die griechische Syriza lehnt Podemos die Spar- und Reformpolitik strikt ab, zu der sich die Regierungen in Madrid und Athen im Gegenzug für Hilfen internationaler Kreditgeber verpflichtet hatten.
Im Spätherbst wird auch das Parlament in Madrid neu gewählt. Vorher stehen im Mai noch landesweite Regional- und Kommunalwahlen und im September vorgezogene Regionalwahlen in Katalonien an. Die Wahl in Andalusien ist daher auch ein wichtiger Stimmungstest für die beiden großen spanischen Parteien: die Volkspartei und die Sozialisten.
Andalusien, das besonders unter der schweren Wirtschaftskrise in Spanien und einer hohen Arbeitslosigkeit leidet, ist traditionell eine Hochburg der Sozialisten, sie sind dort seit über 30 Jahren an der Macht. Laut Umfragen können die Sozialisten auch diesmal mit dem Wahlsieg rechnen. Sie dürften aber wieder auf einen Koalitionspartner angewiesen sein. Laut einer Umfrage, die von der Zeitung „El País“ veröffentlicht wurde, kommen die Sozialisten auf 36,7 Prozent und die Volkspartei auf 25,1 Prozent. Podemos kommt mit 14,7 Prozent auf den dritten Platz.
„Wir haben schon gewonnen“, rief Podemos‘ Spitzenkandidatin, die Europaparlamentarierin Teresa Rodriguez, am Freitag 15.000 Anhängern in Sevilla zu. „Am Sonntag wollen alle Spanier Andalusier sein, um für Podemos stimmen zu können.“ Auch Podemos-Chef Pablo Iglesias, Ministerpräsident Rajoy, Sozialisten-Chef Pedro Sanchez und der Ciudadanos-Vorsitzende Albert Rivera waren zum Wahlkampfendspurt nach Andalusien gekommen. Die Wahllokale sollten bis 20.00 Uhr geöffnet bleiben, erste Ergebnisse wurden gegen 22.00 Uhr erwartet.