Spitalsärzte - Wiens Kammerchef Szekeres kontert Rathaus-Kritik
Wien (APA) - „Dass wir eskalieren, stimmt nicht“ - Mit diesen Worten hat der Wiener Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres am Sonntag die Krit...
Wien (APA) - „Dass wir eskalieren, stimmt nicht“ - Mit diesen Worten hat der Wiener Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres am Sonntag die Kritik der Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) als ungerechtfertigt zurückgewiesen. „Wir müssen darauf hinweisen, dass das Gesundheitssystem nicht in so gutem Zustand ist, wie es die Politik behauptet“, stellte er im APA-Gespräch klar.
So wolle man etwa verdeutlichen, dass im Krankenanstaltenverbund (KAV) Stellen reduziert würden. „Dabei gibt es jetzt schon ewig lange Wartezeiten in den Ambulanzen. Auch bei den Operationen werden die Wartezeiten immer länger“, berichtete Szekeres. Und auch Gangbetten seien keine Seltenheit, auch wenn dies von den Verantwortlichen immer bestritten würde.
Wehsely habe es verabsäumt, parallel zum angekündigten Personalabbau Strukturänderungen durchzuführen. Denn eine Reduzierung von Arbeitszeiten bei gleichzeitigen Stellenstreichungen „kann sich nicht ausgehen“. Zudem bestehe die Gefahr, dass immer mehr Jungmediziner ins Ausland abwandern. Verschärft werde das Problem durch bevorstehende Pensionierungen in den städtischen Krankenhäusern. Auf das alles wolle man bei der morgigen Demonstration hinweisen.
Szekeres bestritt vehement, dass er und die Kammer Reformen verhindern würden. Man äußere jedoch Vorbehalte gegen gewisse Maßnahmen - etwa die Kontrollen in Sachen E-Card-Missbrauch: „Hier gibt es den impliziten Vorwurf, dass Ärzte und Patienten schwindeln.“
Erstaunt zeigte sich der Kammerchef auch darüber, dass das zum neuen Arbeitszeitpaket gehörende Gehaltsschema am kommenden Freitag im Landtag abgesegnet werden soll. Man solle die laufenden Gespräch zuerst zu Ende führen und dann beschließen, schlug er vor: „Das wäre die normale Vorgangsweise.“
Er bestätigte Rathaus-Informationen, wonach zuletzt zusätzliche Forderungen der Kammer aufs Tapet gebracht worden sind. Die Punkte seien im Vorfeld übermittelt worden, beteuerte Szekeres. So gebe es bei den Spitalsärzten etwa den Wunsch, dass Nachtdienste am Wochenende besser bewertet werden als während der Woche.
Szekeres war dafür kritisiert worden, dass er seine Unterschrift unter den zwischen Stadt, Gewerkschaft und Kammer ausgehandelten Vertrag gesetzt hat. Die Unterzeichnung, so betonte er heute, sei jedoch nur unter „Gremialvorbehalt“ erfolgt. Was bedeute: Die Vereinbarung hätte nur Gültigkeit erlangt, wenn die Kurie ihr zugestimmt hätte (was sie nach der Ablehnung des Pakets bei der Ärztebefragung nicht getan hat, Anm.). Das alles sei in dem Papier auch so festgehalten worden, schwor Szekeres.
Er glaubt laut eigenen Angaben übrigens nicht, dass ab 1. Juli die Arbeitszeiten dramatisch sinken werden - da man das wahre Ausmaß der Einsätze gar nicht kenne: „Die Stadt weiß jetzt schon nicht, wie viel die Kollegen arbeiten. Es gibt keine Personalplanung“, versicherte der Wiener Ärztepräsident.