Kampf gegen Rebellen

Arabische Militärkoalition setzt Luftangriffe im Jemen fort

Flüchtlinge verlassen die Hauptstadt Sanaa.
© REUTERS

Die Hauptstadt Sanaa wird weiter von der Luft aus bombardiert. Der ehemalige Präsident des Iran, Akbar Hashemi-Rafsanjani, bezeichnete die Intervention als „Spiel mit dem Feuer“.

Sanaa/Riad/Teheran – Die von schiitischen Milizen kontrollierte jemenitische Hauptstadt Sanaa ist den fünften Tag hintereinander Ziel von Luftangriffen Saudi-Arabiens und verbündeter sunnitischer Staaten geworden. Die Angriffe in der Nacht und bei Tagesanbruch am Montag trafen Einwohnern zufolge die Gegend um den Präsidentenpalast sowie Waffendepots am Rande der Hauptstadt Sanaa.

„Es war eine Höllennacht“, sagte ein jemenitischer Diplomat. Bei den Angriffen am Vortag waren nach Angaben des von den Houthi kontrollierten Gesundheitsministeriums 35 Menschen getötet worden. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht.

Laut einem Korrespondenten einer Nachrichtenagentur dauerten die Angriffe auf Sanaa die ganze Nacht über an. Ziele waren unter anderem Stellungen abtrünniger Soldaten der Republikanischen Garde.

Houthi-Kämpfer rückten fast bis nach Aden vor

In der südjemenitischen Hafenstadt Aden, in die sich die Anhänger von Präsident Abd-Rabbo Mansour Hadi zurückgezogen haben, waren Explosionen und Maschinengewehrfeuer zu hören. Arabischen Fernsehberichten zufolge stehen die Houthi-Kämpfer rund 30 Kilometer vor den Toren der Stadt.

Der Nachrichtenkanal Al-Arabiya meldete, auch eine Raketenbasis an der Küste des Roten Meeres sowie Houthi-Stellungen im Nordjemen seien angegriffen worden. Zu Opferzahlen gab es zunächst keine Angaben. Laut Berichten von Einwohnern waren auch Orte östlich der Hauptstadt sowie im Westen des Landes betroffen.

Saudi-Arabien und seine Verbündeten, darunter Ägypten, hatten am Mittwoch die Angriffe gestartet, um Präsident Hadi, der vor den Rebellen geflohen ist und sich derzeit im Ausland aufhält, im Kampf gegen die vom Erzrivalen Iran unterstützten Milizen zu helfen. Die Regierung in Teheran bestreitet allerdings, die Miliz, die weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht hat, militärisch auszurüsten und zu unterstützen.

Saudi-Arabien unterstützt gefolhenen Präsidenten

Die Houthis hatten in den vergangenen Monaten große Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht und den Staatschef abgesetzt. Die Rebellen hatten im September Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht und rückten dann weiter nach Süden vor. Saudi-Arabiens sunnitisches Königshaus unterstützt den außer Landes geflohenen jemenitischen Präsidenten Hadi und wirft neben dem Iran auch Hadis Vorgänger Ali Abdallah Saleh vor, die schiitischen Rebellen zu unterstützen.

Unterdessen hat der Chef des iranischen Expertenrates, Ex-Präsident Akbar Hashemi-Rafsanjani, seinen geplanten Staatsbesuch nach Saudi-Arabien wegen der Jemen-Krise laut der amtlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA abgesagt. „Rafsanjanis Reise nach Riad wurde abgesagt“, erklärte Rafsanjanis Chefberater Quodratollah Alikhani am Sonntag gegenüber Journalisten. Außerdem erklärte Alikhani, dass Rafsanjani die saudische Aggression gegen den Jemen an diesem Wochenende scharf verurteilt hatte.

Rafsanjani: Intervention ist „Spiel mit dem Feuer“

Rafsanjani, dem ausgezeichnete Kontakte zu hochrangigen saudischen Politikern nachgesagt werden, bezeichnete die Intervention Riads im Jemen als „Spiel mit dem Feuer“. Der schiitische Iran und das sunnitische Königshaus in Saudi-Arabien buhlen um die Vorherrschaft im Nahen und Mittleren Osten.

Die Jemen-Krise könnte auch Auswirkungen auf den für nächste Woche geplanten Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan im Iran haben. Noch hält dieser an seinen Reiseplänen fest, will sich die Lage im Jemen aber „genau ansehen“ und dann entscheiden, hieß es in türkischen Medienberichten. (APA/Reuters/dpa/AFP)