Das Fußballglück soll noch eine Zeitlang in Österreich verweilen
Mit den Erfolgen des ÖFB-Teams in der EM-Qualifikation steigt die Erwartungshaltung. Diese zu befriedigen, wird am Dienstag (20.30 Uhr) gar nicht so leicht werden, denn Bosnien und Herzegowina ist Nr. 30 der Welt.
Von Hubert Winklbauer
Wien – Nach dem EM-Qualifikationsspiel in Vaduz, in dem Österreich seinem Gegner Liechtenstein Nachhilfe in modernem Tempofußball gab, ist längst schon vor dem Testspiel gegen Bosnien und Herzegowina. Liechtenstein, die Nr. 123 im Weltfußball, kostete die Nachhilfe fünf „Bummerln“. Das 5:0 gegen das Fürstentum hat die Fußball-Euphorie in Österreich flächenbrandmäßig ausgebreitet. Motto: Endlich sind wir gut und konstant. Endlich passen Taktik und Charakter im Team.
Und weil das so schön ist, soll das Glück verweilen. Die Teamkicker haben eine Erwartungshaltung aufgebaut, die so schnell nicht enttäuscht werden soll. Auch nicht gegen die Südslawen, die morgen ihre verlorene Form im Happel-Stadion unbedingt wiederfinden wollen. Sie sind noch immer die Nr. 30 im Weltranking, liegen also vor allen EM-Qualifikations-Gegnern der Österreicher.
Vor rund einem Jahr war Bosnien und Herzegowina sogar unter den Top 20. Teamchef Marcel Koller warnte schon gestern vor dem Testspielgegner. Die Stars der Bosnier spielen in den europäischen Topligen. Kämen die Österreicher weiter, würde dies die Brust für das nächste EM-Quali-Spiel noch breiter machen. Am 14. Juni geht es in Moskau gegen die Russen, die in der Weltrangliste als 33. allerdings hinter Bosnien und Herzegowina rangieren.
Unser Team weist gegen den morgigen Gegner (20.30 Uhr/live TT.com-Ticker) eine positive Bilanz auf. Die bisherigen zwei Aufeinandertreffen brachten für die ÖFB-Mannschaft einen Sieg und ein Unentschieden. Das erste Duell endete am 24. März 2001 in der WM-Qualifikation in Sarajevo 1:1. Ein knappes halbes Jahr später setzte sich das ÖFB-Team dank zweier Tore von Andreas Herzog in Wien mit 2:0 durch. Österreich wurde in der damaligen WM-Quali-Gruppe Zweiter hinter Spanien, ging aber in einem notwendig gewordenen Relegationsspiel gegen die Türkei schwer unter. Aber im ausverkauften Wiener Stadion trotzte das ÖFB-Team mit den Tirolern Michl Bauer, Roli Kirchler und Alfred Hörtnagl den Spaniern ein 1:1 ab. Baur war Torschütze.
Es gab sie also schon, die Zeiten, in denen der rotweißrote Fußball besser als sein Ruf war. Auf große Experimente dürfte Teamchef Marcel Koller verzichten, sowohl im personellen als auch im taktischen Bereich. „Es fehlt die Zeit, um neue Taktiken einzuführen“, meinte er. Allerdings könnten im Verlauf der Partie Spieler eine Chance bekommen, die zuletzt wenig eingesetzt wurden.
Ein Österreicher spielt morgen gegen „Beinahe-Landsleute“: Zlatko Junuzovics Eltern waren wegen des Bosnien-Krieges nach Kärnten geflüchtet. Da war unser Team-Primgeiger gerade einmal fünf Jahre alt. Bis 15 war er bosnischer Staatsbürger. Junuzovic: „Für mich ist es schon ein besonderes Spiel, vor allem für meine Eltern!“
Auch der Liebling der Bremer wünscht sich eine Verlängerung des aktuellen Erfolgslaufs. Nach dem 5:0 in Vaduz, dem höchsten Auswärtssieg seit fast 64 Jahren und dem höchsten Qualifikations-Erfolg in der Fremde überhaupt, steht die ÖFB-Auswahl bei je vier Pflichtspiel- und Auswärtssiegen in Folge und hat zudem in den vergangenen 13 Länderspielen immer zumindest ein Tor erzielt.