Afrika

Proteste nach Präsidentenwahl in Nigeria

Frauen protestieren in Port Harcourt wegen angeblichen Manipulationen bei der Wahl.
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Präsident Goodluck Jonathan kämpft um den Verbleib an der Spitze. Die Opposition bezeichnete die Wahl bereits als Farce, erste Ergebnisse sollen im Laufe des Montags vorliegen.

Abuja – In Nigeria haben Anhänger der Opposition gegen die Umstände der Parlaments- und Präsidentenwahl vom Wochenende protestiert. In der Hauptstadt des ölreichen Teilstaates Rivers, Port Harcourt, setzte die Polizei am Montag Tränengas ein, um eine Demonstration von mindestens 100 Frauen aufzulösen. Noch vor Veröffentlichung erster Ergebnisse bezeichnete die Oppositionspartei APC die Wahlen als Farce.

In Rivers hätten von der Regierungspartei PDP unterstützte bewaffnete Milizen mit Gewalt Einfluss auf die Wahlen genommen. Bereits am Sonntag war es in Port Harcourt zu ersten Protesten gekommen. Auch in anderen Regionen des bevölkerungsreichsten afrikanischen Landes deutete sich Widerstand gegen die Gültigkeit der Abstimmung an.

Umfragen sehen Kopf-an-Kopf-Rennen

Mit ersten Ergebnissen wurde im Laufe des Montag gerechnet. Umfragen sagten ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Amtsinhaber Goodluck Jonathan und seinem schärfsten Herausforderer Muhammadu Buhari voraus. Letztlich wird wohl das Verhalten des Wahlverlierers bestimmen, ob es in Nigeria weitgehend friedlich bleibt oder ob es zu Gewaltexzessen wie 2011 kommt. Damals wurden bei Unruhen im überwiegend muslimischen Norden 800 Menschen getötet und 65.000 aus ihren Häusern vertrieben. Die Abstimmung wurde auch von Gewalttaten der Islamistenmiliz Boko Haram begleitet, die im Nordosten bei Angriffen mehr als ein Dutzend Menschen tötete, darunter einen APC-Kandidaten.

Das Ergebnis der Wahl in Afrikas bevölkerungsreichstem Land sollte im Laufe des Tages von der Wahlkommission bekannt gegeben werden. Die Abstimmung am Samstag verlief nach Ansicht verschiedener Beobachter im Großen und Ganzen ordnungsgemäß. Die Afrikanische Union lobte den Verlauf der Parlaments- und Präsidentschaftswahlen.

Eine Gruppe zivilgesellschaftlicher Wahlbeobachter warnte jedoch vor Manipulationen bei der Auszählung der Stimmen. Es gebe aus mehreren Teilstaaten besorgniserregende Berichte über Manipulationen und den Einsatz von Sicherheitskräften zur Beeinflussung von Auszählungen, sagte die Gruppe am Montag. Die renommierte Organisation Nigeria Civil Society Situation Room wird finanziell auch von der US-Regierung unterstützt.

Wahlsieg der Opposition wäre historisch

Sollte der 72 Jahre alte frühere Militärdiktator Buhari den 57 Jahre alten Jonathan ablösen, wäre es der erste Wahlsieg der Opposition seit der Rückkehr des westafrikanischen Landes zur Demokratie 1999. Rund 70 Millionen Wahlberechtigte waren am Samstag an die Urnen gerufen. Genaue Daten zur Wahlbeteiligung gab es zunächst nicht.

Der Amtsinhaber und seine regierende Demokratische Volkspartei (PDP) umwarben die Wähler mit der Aussicht auf Kontinuität; Buhari und sein Oppositionsbündnis Partei der Fortschrittlichen (APC) versprachen die Bekämpfung der grassierenden Korruption und einen Sieg über den islamistischen Terrorismus der Boko Haram. Seit 2009 haben die sunnitischen Extremisten im Nordosten Nigerias mindestens 14.000 Menschen getötet.

Um die Präsidentenwahl zu gewinnen, muss ein Kandidat neben einer absoluten Stimmenmehrheit auch mindestens 25 Prozent der Stimmen in zwei Drittel der 36 Teilstaaten des Landes gewinnen. Zur Wahl stehen 14 Kandidaten. Sollte keiner die nötige Mehrheit erreichen, wäre in zwei Wochen eine Stichwahl fällig. Am Samstag wurde auch ein neues Parlament gewählt. (APA/dpa/Reuters)