Mindestens 45 Tote nach Luftschlag auf Flüchtlingslager im Jemen
Laut der Internationalen Organisation für Migration wurden bei dem Angriff auf das Lager 65 weitere Menschen verletzt.
Sanaa/Aden - Bei einem Luftangriff auf ein Flüchtlingscamp im Jemen sind am Montag nach Angaben von Beobachtern mindestens 45 Menschen getötet worden. 65 weitere Menschen seien bei dem Angriff auf das Camp im Nordwesten des Landes verletzt worden, sagte ein Sprecher der Internationalen Organisation für Migration (IOM). 75 Helfer der Organisation seien im Einsatz, um den Opfern zu helfen.
Zunächst war unklar, wer für die Angriffe verantwortlich war. Die jemenitische Nachrichtenseite Barakish.net meldete, Flugzeuge der von Saudi-Arabien geführten Koalition hätten das Lager angegriffen. Der jemenitische Außenminister Riyadh Yasin Abdullah sagte hingegen, dass die Houthi-Miliz die Flüchtlinge attackiert habe.
Jemenitische Sicherheitskreise berichteten der Deutschen Presse-Agentur am Montag, Kampfflugzeuge hätten vier Angriffe auf das Flüchtlingslager Al-Masraq nahe der Grenze zu Saudi-Arabien geflogen. Im Lager hätten sich rund 700 Flüchtlinge aufgehalten. Unter den Toten seien auch Frauen und Kinder, hieß es weiter.
Saudi-Arabien und mehrere weitere arabische Staaten hatten am vergangenen Donnerstag militärisch im Jemen eingegriffen und mit Luftangriffen gegen mutmaßliche Stellungen der vorrückenden Houthi-Miliz begonnen. Nach Angaben von Einwohnern sind sowohl Sanaa als auch Orte östlich der Hauptstadt sowie im Westen des Landes betroffen.
Die schiitischen Houthi-Rebellen hatten im September Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht und rückten dann weiter nach Süden vor. Saudi-Arabiens sunnitisches Königshaus unterstützt den außer Landes geflohenen Präsidenten Abd Rabo Mansur Hadi und wirft dem Iran sowie Hadis Vorgänger Ali Abdullah Saleh vor, die schiitischen Rebellen zu unterstützen.
Im Jemen sind schiitische Milizen in die Vororte der Hafenstadt Aden vorgerückt und haben sich schwere Kämpfe mit Anhängern des dorthin geflohenen Präsidenten Hadi geliefert. Anrainer berichteten am Montag von gewaltigen Explosionen. Dicke Rauchwolken seien zu sehen. Die im Norden gelegene Hauptstadt Sanaa, die seit längerem von den vom Iran unterstützten Houthi-Milizen kontrolliert wird, war den fünften Tag in Folge Ziel der Luftwaffe Saudi-Arabiens und verbündeter sunnitischer Staaten.
Aden ist die letzte Bastion der Hadi-Fraktion. Der Präsident selbst hatte am Donnerstag das Land verlassen, um an einem Treffen der arabischen Staaten in Ägypten teilzunehmen. Er begleitete den saudischen König Salman in dessen Flugzeug in die saudi-arabische Hauptstadt Riad. Von dort ist Hadi bisher nicht in seine Heimat zurückgekehrt.
Der Sohn des jemenitischen Ex-Machthabers Saleh ist unterdessen von seinem Botschafterposten in den Vereinigten Arabischen Emiraten abberufen worden. Wie am Montag aus Diplomatenkreisen in Abu Dhabi verlautete, wurde Ahmed Ali Saleh „auf Wunsch“ der Emirate durch Hadi abgesetzt. In Hadis Umfeld wurde die Personalie bestätigt. Das entsprechende Dekret sei aber noch nicht veröffentlicht worden. (APA/AFP/dpa/Reuters)