Gesellschaft

Aufnahmestopp an Kinderstation

Wegen akuten Fachärztemangels muss die Kufsteiner Krankenhausleitung gravierende Schritte setzen. Die Notversorgung bleibt aufrecht, aber zur stationären Behandlung werden Kinder in andere Häuser verlegt.

Von Wolfgang Otter

Kufstein –Es ist gewissermaßen der personaltechnische Super-GAU, der jetzt den Verantwortlichen im Kufsteiner Bezirkskrankenhaus den Schweiß auf die Stirn treibt: Drei Ärzte verlassen die Kinderstation, eine weitere Medizinerin ist noch dazu erkrankt. Wie bereits exklusiv von der Tiroler Tageszeitung berichtet, herrscht an der bei den Eltern hochgeschätzten Abteilung große Personalnot, sogar eine Schließung wurde gerüchteweise kolportiert. So weit wird es nicht kommen, wie bereits von Verbandsobmann Rudolf Puecher gegenüber der TT am Sonntag erklärt und gestern seitens der Krankenhausleitung bestätigt wurde. Aber es müssen trotzdem drastische Maßnahmen gesetzt werden: An der Kinderstation mit ihren 16 Betten herrscht vorläufig ein Aufnahmestopp. „Wir werden uns darauf konzentrieren, die Kinder der operativen Fachabteilungen sowie die Neugeborenen zu versorgen“, teilt die stellvertretende Abteilungsleiterin OA Stephanie Lohwasser mit. Ansonsten werde man allerdings nur noch Notfälle behandeln können. Diese werde man entsprechend versorgen und dann an die Kinderstationen entweder in St. Johann oder an der Universitätsklinik in Innsbruck weiterleiten. Darüber hinaus werde es auch noch einen Ambulanzdienst von Montag bis Freitag von 8 Uhr bis 16 Uhr geben. An Wochenenden bleibt die Ambulanz zu. Lohwasser ersucht Eltern im Ganzen, einen niedergelassenen Arzt aufzusuchen, der dann eine Überweisung vornimmt.

Maßnahmen, die „ärgerlich, aber medizinisch vertretbar seien“, wie seitens der Medizinerin erklärt wird.

Wie konnte ein derartiger Engpass auftreten? Eine Frage, die sich angesichts der langen Anfahrtzeiten in andere Krankenhäuser wohl viele Eltern stellen werden. Zum einen sei zwei Fachärztinnen die Möglichkeit einer Spezialausbildung an der Universitätsklinik angeboten worden, „was uns auch ehrt, dass unseren Ärztinnen das Angebot gemacht wurde, wir haben auch Verständnis dafür, dass diese es annehmen, aber es bringt uns in Bedrängnis“, sagt Primar Carl Miller. Zum anderen zeige hier das neue Krankenanstaltengesetz mit seinen neuen Arbeitszeitregelungen seine Auswirkungen. „Besonders an kleinen Abteilungen mit wenigen Betten und wenigen Ärzten wird es in Zukunft sehr schwierig, den Betrieb über 24 Stunden aufrechtzuerhalten“, prognostiziert Primar Miller. Ein Problem, das laut Verwaltungsdirektor Wolfgang Schoner nicht nur Kufstein habe, „das trifft österreichweit auf Krankenhäuser zu“. Übrigens sei laut Miller im Vorjahr die Kinderstation personell noch überbesetzt gewesen.

© Otter

Der Verband versuche weiterhin mit Nachdruck, neue Ärzte zu bekommen, verspricht Verbandsobmann Bürgermeister Rudolf Puecher. „Für uns hat oberste Priorität, die Versorgung der Kinder dauerhaft in unserem Bezirk abzusichern. Seitens des Verbands werden wir alle Möglichkeiten dafür ausschöpfen“, sagt Puecher. Außerdem versuche man mit St. Johann eine Allianz zu schmieden.

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BM Paul Sieberer, Obmann des Bezirkskrankenhauses St. Johann, geht davon aus, dass noch Platz für Kinder aus dem Bezirk Kufstein ist. Auch dort suche man noch nach einem Facharzt für die Station, „aber die Situation ist noch ausreichend“, sagt Sieberer. Er bestätigt auch Gespräche mit dem Kufsteiner Verband über eine gemeinsame Lösung.

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