Umgestürzte Bäume, abgedeckte Dächer: Sturmtief Niklas wütete über Tirol
Sturm und böiger Wind mit Spitzen von über 100 km/h haben in Tirol zu Problemen geführt. In Reutte wurden Dächer abgetragen, im Rest des Landes führte Sturmtief Niklas zu Stromausfällen und Verkehrsbehinderungen.
Innsbruck – Die Wohnanlage Gossenbrotstraße in Reutte glich gestern Mittag einem Schlachtfeld. Sturmtief Niklas hatte hier mit Windspitzen von über 100 km/h Tirol erreicht und ein Dach der Anlage komplett, ein anderes teilweise abgedeckt. Holzbalken, Dämmmaterial und Bleche verteilten sich in einem Umkreis von mehreren hundert Metern. Quer durch den Bezirk wütete der Sturm und knickte zahlreiche Bäume, die in der Folge Straßen blockierten und Stromleitungen unterbrachen. Im Bereich des Bezirkskrankenhauses Reutte stürzte ein Baum auf eine Garage.
Auch im Bezirk Landeck und im Sellrain (Innsbruck-Land) kam es zu zahlreichen Stromunterbrechungen. Gegen 13 Uhr meldete die „Tinetz AG“ Versorgungsunterbrechungen bei über 70 Trafostationen in 16 Gemeinden. Meldungen von umgeknickten Bäumen kamen auch aus Hatting und Inzing.
Weitere Informationen:
Stromversorgung: http://go.tt.com/1GKr5xg
Verkehrslage: http://go.tt.com/TUeoHN
ÖBB-Streckeninformation: http://go.tt.com/AxrLm1
In Umhausen beschädigte der Sturm am Nachmittag mindestens sieben Wohnhäuser und zwei Stadelgebäude, wobei die Dächer zum Teil abgedeckt und bis zu 150 Meter weit fortgeschleudert wurden. Personen wurden dabei nicht verletzt. In Innsbruck war die Hermann-Gmeiner-Straße und damit die Strecke nach Ampass wegen Sturmschäden im angrenzenden Wald für Aufräumarbeiten zeitweise gesperrt. Die Feuerwehr wurde in Absam zu einem Einsatz bei der Basilika gerufen. Dort hatte der Wind Teile des Kirchendachs weggerissen.
Am Nachmittag zog „Niklas“ schließlich Richtung Unterland weiter: Auch in Hopfgarten wurde das Kirchendach vom Sturm in Mitleidenschaft gezogen und teilweise abgedeckt. Im Zillertal war die Straße nach Bruckerberg wegen umgerissener Bäume blockiert und vorübergehend nicht passierbar. Vermutlich aufgrund der böigen Windverhältnisse kam es in einer Wohnung eines Mehrparteienhauses in Alpach zu einem Rückstau der Abwärme im Kamin eines Herdes. Dadurch entstand ein Glimmbrand im Bereich einer Holztramwand mit starker Rauchentwicklung. Drei Personen wurden gerettet.
In Aschau stürzte ein Baum auf das Dach eines fahrenden Autos, in dem eine Frau und fünf Kinder saßen. Ein neunjähriges Mädchen wurde unbestimmten Grades verletzt.
In Söll riss der Sturm drei Dächer von Häusern, ein Dach wurde gegen einen Strommasten geschleudert, wodurch dieser beschädigt wurde. In der gesamten Region kam es zu zahlreichen Verkehrsbehinderungen durch umgestürzte Bäume.
Die Einsatzkräfte waren bis in die Nacht hinein gefordert, bis zum Einbruch der Dunkelheit verzeichneten die Feuerwehren rund 200 Einsätze, an denen sich insgesamt zwischen 1500 und 2000 Feuerwehrleute beteiligten.
Tote in Oberösterreich, Deutschland und Schweiz
In Mauthausen in Oberösterreich starb am Dienstagnachmittag ein 63-Jähriger, als er während des Sturms von einer Leiter fiel. Der Mann habe versucht, seine Terrassenüberdachung zu sichern, teilte die Polizei mit. Bei dem Sturz erlitt er schwere Kopfverletzungen, Wiederbelebungsmaßnahmen blieben ohne Erfolg. Auch in Deutschland forderte Tief Niklas Todesopfer: Ein Mann wurde in Sachsen-Anhalt vor seiner Haustür unter einer umstürzenden Betonmauer begraben. Er soll versucht haben, die schwankende Mauer gegen die Sturmböen abzustützen. In Rheinland-Pfalz erschlug ein umgestürzter Baum zwei Menschen. Wie die Polizei mitteilte, fiel der Baum bei Montabaur im Westerwald auf einDienstfahrzeug der Straßenmeisterei. Rettungskräfte konnten die beiden Männer nur noch tot aus demWrack auf einer Landstraße bergen. Eine Person verlor im schweizerischen Andelfingen im Sturm ihr Leben, wie ein Sprecher der Kantonspolizei Zürich am Abend sagte.
Lage im Bahnverkehr hat sich beruhigt
Im Zugverkehr hat sich die Lage nach dem Sturmtief „Niklas“ wieder beruhigt. Die Korridorstrecke über das Große deutsche Eck (Salzburg-Rosenheim-Kufstein) ist laut Auskunft der ÖBB wieder befahrbar. „Die Züge fahren pünktlich, einzig Richtung München müssen Reisende in Rosenheim noch in den Bus umsteigen“, sagte ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel am Mittwochvormittag.
Die Deutsche Bahn arbeite daran, München so rasch wie möglich wieder auf der Schiene erreichbar zu machen. „Das soll im Lauf des heutigen Tages passieren. Aber man muss mit Verspätungen auf dieser Strecke rechnen.“ Da die Aufräumarbeiten im deutschen Schienennetz noch laufen, bitten die ÖBB ihre Fahrgäste, sich vor Ihrer Reise die aktuellen Zuginformationen einzuholen.
In Österreich selbst wurden einzelne Störungen rasch behoben, betroffen war vor allem das Bundesland Oberösterreich. Der ÖBB-Nahverkehr ist laut Informationen der Bundesbahnen am Morgen in ganz Österreich weitgehend planmäßig verlaufen. Am Mittwochvormittag waren nur noch zwei kleinere Bahnabschnitte unterbrochen: die Salzkammergutbahn bei Bad Ischl und die Rudolfsbahn zwischen Kleinreifling und Weißenbach-St.Gallen. Wegen der Wettervorhersage bleiben die ÖBB-Streckenmitarbeiter weiter in Alarmbereitschaft, um etwaige Sturmschäden rasch behoben zu können.
Osternestsuche bei Kälte, Regen und Schnee
Auch in den kommenden Tagen bleibt das Wetter wenig erfreulich. Regen, Schnee, Sturm und Kälte heißt es in den Prognosen. Kinder, die am kommenden Wochenende ihr Osternest im Freien suchen wollen, sollten sich warm einpacken. „So wie es jetzt aussieht, wird Ostern heuer eher spätwinterlich geprägt sein“, erklärt Meteorologe Werner Troger von meteo experts. Zudem könne es mancherorts „weiße Überraschungen“ geben. Speziell in den höheren Lagen ab 1500 Metern Seehöhe seien „weiße Ostern garantiert“, so der Experte. Im Inntal wird es während der Karwoche regnen und schwerpunktmäßig schneien, aber eher zu nächtlicher Stunde. Tagsüber sollte der Schnee wieder abtauen.
Der Blick auf das Thermometer zeigt: Die Temperaturen fallen in dieser Woche deutlich auf den einstelligen Gradbereich ab. Das stürmische Wetter lässt gegen Wochenende nach, jedoch sei ein „lebhaftes Auffrischen“ des Windes durchaus möglich.
2014 gab es in Innsbruck Ende März frühlingshafte 22 Grad, zu Ostern legte der Frühling vergangenes Jahr jedoch auch eine Pause ein: Am Osterwochenende Ende April kamen die Temperaturen kaum über die zehn Grad hinaus. (sami, he, tt.com, APA, dpa)