Euro-Rebell und Dauer-Außenseiter: CSU-Vize Peter Gauweiler hört auf

München/Berlin (APA/dpa) - Außenseiter, Euro-Rebell, Einzelkämpfer, Querkopf - es gibt viele Attribute, die Peter Gauweiler in den vergangen...

München/Berlin (APA/dpa) - Außenseiter, Euro-Rebell, Einzelkämpfer, Querkopf - es gibt viele Attribute, die Peter Gauweiler in den vergangenen Jahren zugeschrieben wurden. Von vielen wurde er für seine aufrecht-kritischen Positionen geschätzt, andererseits war er in seiner Partei nie unumstritten. Zuletzt wurde er von CSU-Parteichef Horst Seehofer wegen seiner Haltung zu Griechenland gerüffelt.

Nun hat er mit seinem überraschenden Rücktritt - als stellvertretender CSU-Chef und als Bundestagsabgeordneter - die Konsequenzen gezogen. Stellvertreter von Horst Seehofer war der Münchner Rechtsanwalt erst im November 2013 geworden. Gauweiler selbst nannte diesen späten Aufstieg in die Parteispitze „leicht ungewöhnlich“.

Doch Seehofer verfolgte ein klares Kalkül: Vor der anstehenden Europawahl sollte Gauweiler die von der „Alternative für Deutschland“ (AfD) ausgehende Gefahr eindämmen. Das Manöver misslang, die CSU verlor massiv. Fortan stand Gauweiler sehr oft alleine da - und oft im Kreuzfeuer der Kritik. Eine Wiederwahl auf dem Parteitag im Herbst schien ausgeschlossen.

Das Außenseiter-Dasein war Gauweiler schon lange gewohnt - auch im Deutschen Bundestag. Dort isolierte sich der Vater von vier Kindern 2003 unter anderem mit einem strikten Nein zum Irak-Krieg. Mehrfach zog der streitbare Politiker vor das deutsche Bundesverfassungsgericht, er erntete dort Siege und Niederlagen.

2011 scheiterte er mit einer Beschwerde gegen Griechenland-Hilfen und den Euro-Rettungsschirm. Die obersten Richter stärkten allerdings die Beteiligungsrechte des Bundestages.

Mitglied der CSU ist Gauweiler seit 1968. Er galt als „Ziehkind“ des CSU-Übervaters Franz Josef Strauß. Einst als harter „Law-and- Order-Mann“ berüchtigt, wurde der „Schwarze Peter“ 1986 Staatssekretär im bayerischen Innenministerium.

Damals sorgte er mit markigen Forderungen nach Aids-Zwangstests für Homosexuelle für Wirbel. Den entscheidenden Karriereknick erlitt er 1994 in seiner Amtszeit als bayerischer Umweltminister. Nach der sogenannten „Kanzlei-Affäre“ um eine angebliche Verquickung privater und politischer Interessen musste er seinen Hut nehmen - auch auf Druck des damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. Der Anwaltsgerichtshof stellte später aber nichts Unrechtmäßiges fest.

Die CSU (Christlich-Soziale Union) ist die bayerische Schwesterpartei der CDU (Christlich Demokratische Union Deutschlands). Die CSU tritt nur in Bayern an, die CDU nur in den übrigen 15 deutschen Bundesländern.