Märkte spekulieren über Drosselung der EZB-Geldflut
Frankfurt (APA/Reuters) - Knapp drei Wochen nach dem Start des riesigen Anleihen-Kaufprogramms der EZB wird an den Märkten bereits über eine...
Frankfurt (APA/Reuters) - Knapp drei Wochen nach dem Start des riesigen Anleihen-Kaufprogramms der EZB wird an den Märkten bereits über eine Eindämmung der großen Geldflut spekuliert. Manche Analysten halten es für möglich, dass die Währungshüter schon dieses Jahr mit der Drosselung (im Fachjargon: Tapering) der Käufe beginnen.
Den Anstoß dazu könnten etwa eine wieder deutlich anziehende Inflationsrate im Euroraum geben oder ernsthafte Knappheitsprobleme an den Bondmärkten. „Wir gehen davon aus, dass die EZB bereits in der zweiten Jahreshälfte entscheidet, ihre Anleihen-Käufe zurückzuschrauben“, sagt DZ-Bank-Analyst Hendrik Lodde. Die Konjunktur könne sich zum Jahresende hin verbessern.
EZB-Chef Mario Draghi will mit dem über eine Billion Euro schweren Kaufprogramm - im Fachjargon QE (Quantitative Easing) genannt - die Kreditvergabe der Banken antreiben und damit der Wirtschaft einen Schub verleihen. Bis September 2016 sind Käufe im Volumen von 60 Mrd. Euro pro Monat geplant. Draghi hatte angekündigt, diese auf jeden Fall so lange fortzusetzen, bis sich die Inflation wieder nachhaltig in Richtung des EZB-Ziels von knapp unter zwei Prozent bewegt. Daraus wurde an den Märkte auch geschlossen, dass die EZB das Programm möglicherweise auch länger aufrechterhalten könnte.
Die Anleihenkäufe waren stets umstritten - auch im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB). Anders als die US-Notenbank (Fed) im Jahr 2008 und die japanische Notenbank 2013 gab die EZB den Startschuss für die Geldschwemme zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Wirtschaft im Währungsraum bereits wieder langsam aufzurappeln begann.
Wie fest die EZB an den Erfolg von QE glaubt, zeigen die angehobenen Konjunktur- und Inflationsprognosen ihres Stabs: So rechnen ihre Experten inzwischen für 2015 mit 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum. Die Preise in der Eurozone sollen 2015 stagnieren, für 2016 wird die Teuerung dann bei 1,5 Prozent erwartet und für 2017 bei 1,8 Prozent. Aktuelle Daten zeigen eine Entspannung der Situation: Im März fielen die Preise nur noch um 0,1 Prozent. Im Februar war der Rückgang dreimal und im Jänner sogar sechsmal so groß.
Sollte sich abzeichnen, dass die EZB-Prognosen eintreten, wird die Zentralbank nach Experteneinschätzung den Geldhahn womöglich vorzeitig wieder zudrehen. „Ich denke, die EZB könnte ein Tapering vor dem September 2016 erwägen, sollte sie wirklich überzeugt sein, dass sie QE nicht mehr braucht, um nachhaltige Preisstabilität zu erreichen“, schätzt etwa Francesco Papadia, der früher bei der EZB die Marktoperationen leitete. Allerdings sei die Hürde für einen solchen Beschluss genauso hoch, wie sie für die Entscheidung zugunsten der Käufe gewesen sei.
Aus diesem Grund bleiben manche Volkswirte skeptisch. Christian Schulz von der Berenberg Bank etwa weist darauf hin, dass der Prozess bis zur Auflage des Kaufprogramms sehr schmerzhaft war. Es müssten daher schon ausgesprochen starke Gründe für ein Tapering vorliegen, argumentiert er. Eine Drosselung des Programms noch vor dem geplanten Ende könne die Glaubwürdigkeit der Zentralbank gefährden.
~ WEB http://www.ecb.int ~ APA272 2015-03-31/13:16