Aus für Milchquote: Bauern mit „Trauermarsch“ in Brüssel
Am 1. April fällt nach 37 Jahren die EU-Milchquote. Das European Milk Board warnte bei einer Protestaktion in Brüssel vor einer „zügellosen Produktion“ in den nächsten Jahren.
Brüssel - Der European Milk Board (EMB) hat den letzten Tag des Bestehens der Milchquote als historischen Trauertag bezeichnet. Bei einer Aktion von rund 70 Bauern aus verschiedenen EU-Ländern vor dem EU-Parlament in Brüssel warnte EMB-Vorsitzender Romuald Schaber am Dienstag vor einer „zügellosen Produktion den nächsten Jahren, was die Preise noch weiter senken wird“.
Außerdem fürchtet er eine Gefährdung der regionalen Versorgung. „Um keinem Missverständnis zu unterliegen - wir weinen der Quote nicht nach.“ Mit einer flexiblen Quote könnten faire Preise erzielt werden. Jedenfalls würden 37 Jahre nach Bestehen der Milchquote ab morgigem 1. April „die multinationalen Konzerne und Banken die Macht übernehmen. Das ist unverantwortlich nicht nur gegenüber den Bauern, sondern gegenüber allen Bürgern, die ein Recht darauf haben, gute und wertvolle Nahrungsmittel zu erhalten“, betonte Schaber.
In einer Aktion vor dem Europaparlament wurde, umringt von einigen Traktoren nicht nur aus EU-Ländern, sondern auch aus der Schweiz, Flaggen aller 28 Mitgliedstaaten auf Halbmast gesetzt, während Fahnen der multinationalen Konzerne wie Nestle, Campina, Müller oder Danone unter Buhrufen der Bauern hochgezogen wurden.
Schaber erklärte im Gespräch mit der APA, schon jetzt könnten Bauern praktisch nicht kostendeckend arbeiten. So bekämen die Bauern in Deutschland für einen Liter Milch 27 bis 32 Cent. „Das wird auf 25 Cent sinken. Dabei betragen die Produktionskosten für die Bauern 40 bis 50 Cent. Da sind noch gar keine Förderungen aus Brüssel eingerechnet.“ Daher „geht die Gefahr des Milchsterbens weiter“. Konkret verlangte Schaber zumindest „mehr Ausgleichszahlungen für benachteiligte Gebiete“.
In die „Lobgesänge und Siegesparolen der Bauernverbände und der Milchindustrie“ könne der European Milk Board jedenfalls nicht einstimmen. „Daher haben wir hier ein Mahnfeuer am Place Luxembourg vor dem EU-Parlament entzündet“, so Schaber. Musikalisch begleitet wurde die Aktion mit dem bei Begräbnissen üblichen Trauermarsch, in den sich Buhrufe und Kuhglocken vermischten.
Der EMB-Präsident verlangte von der EU ein Kriseninstrument. Es müsste die „Umsetzung eines Marktverantwortungsprogramms“ geben, das im Fall einer Milchkrise zur Anwendung kommen solle. Das Programm könne nach dem Quotenende die Milchbauern dazu anhalten, sich in Krisenzeiten marktkonform zu verhalten. Konkret will Schaber für Erzeuger, die in Zeiten des Überschusses freiwillig weniger produzieren, einen Bonus haben. Dagegen sollen jene, die trotz stark übersättigter Märkte mehr produzieren, dafür auch die Verantwortung übernehmen und eine Marktverantwortungsabgabe bezahlen. (APA)