Chance für Liftstart ist gering
Die Entscheidung über die Zukunft der Sonnwendjoch-Bergbahn wurde weiter vertagt. Auflagen für Arbeitnehmerschutz an alter Anlage sind jetzt der Knackpunkt.
Von Walter Zwicknagl
Kramsach –Bergfreunde scheinen in Kramsach und Umgebung derzeit nur ein Gesprächsthema zu haben. Es ist der Fortbestand der Sonnwendjoch-Bergbahn, der auf sehr wackeligen Beinen steht und erst am Dienstag wieder bei einer Sitzung von Gemeinde Kramsach, Alpbacher Bergbahnen und Touristikern im Zentrum stand. „Mir ging es dabei auch um einen Nichtangriffspakt. Denn ständige Schuldzuweisungen bringen uns nicht weiter“, schildert Thomas Wurzenrainer als Obmann von Wirtschaft und Tourismus die Situation. Seit zwei Jahren beschäftigt er sich mit der Bergbahn. Eines nimmt er vorweg: „Wir können das Problem nur mit der Region lösen.“ Eher beruhigt könne man jetzt wegen der Seilauflage, die oft ins Spiel gebracht wurde, sein. Nach seinen Informationen am Dienstag wäre die reduzierte Anzahl an Liftsesseln nicht mehr das große Problem. Da beunruhigen ihn schon mehr die Auflagen in Sachen Arbeitnehmerschutz. „Jedenfalls werden in zwei bis drei Wochen Fakten und Kosten auf dem Tisch liegen und eine weitere Sitzung über das Wohl und Wehe der Bahn ausschlaggebend sein. Für eine Fortsetzung des Betriebes der derzeitigen Bahn über das Jahr 2020 hinaus mache ich mir aber ohnehin keine Illusionen“, vermerkt der Kramsacher. Zahlen zwischen sechs und zehn Millionen Euro geistern durch den Raum, um die Bahn wieder völlig flottzubekommen. „Da bin ich aber vorsichtig“, sagt Wurzenrainer.
Sehr ärgert es den Kramsacher Unternehmer Sepp Kreidl, wenn er von „vertanen Chancen“ spricht. So hatte er schon im Jahr 2006 eine Studie, die er „Projekt Rofan“ nannte, auf dem Tisch. „Das hätte alles zur Attraktivierung des Gebietes beitragen sollen. Ich musste mir aber sagen lassen, dass das ein Blödsinn wäre“, bedauert er. Auf die Frage, ob er selbst als Liftbetreiber agieren wollte, gibt es eine klare Antwort: „Das hätte ich finanziell wohl kaum stemmen können. Eine Standseilbahn, die ab Autobahnausfahrt geht, wäre zumindest überlegenswert. Dazu müsste man einen Verein gründen, um ein solches Projekt in Angriff zu nehmen“, erklärt er auf TT-Anfrage.
„Zusperren wäre ewig schade“, meint auch Hartl Zisterer, der 15 Jahre Bergrettungschef war und das Rofangebiet wie seine Westentasche kennt. Auch er berichtet von einer Attraktivierungsidee, die vor Jahren im Sand verlaufen ist. Seinerzeit hatte man eine Consultingfirma als Ideenlieferant beauftragt.
„Wann immer davon die Rede ist, dass wir Geld für die Bergbahn bekommen, muss ich das widerlegen. Wir bekommen je 17.000 Euro von Gemeinde und TVB für den Betrieb des Tellerliftes im Talboden, der von den Kindern gratis benutzt werden kann“, klärt Peter Hausberger, Geschäftsführer der Alpbacher Bergbahnen, auf. Auch er weiß, dass die Zeit für eine Entscheidung drängt, wenn der Sommerbetrieb anfangs Juni beginnen soll. Nicht zum ersten Mal spricht er von einem jährlichen Abgang von 70.000 Euro. Inzwischen läuft die Online-Petition (Homepage: avaaz.org bzw. auf Facebook), die jüngst für die Erhaltung der Bahn ins Leben gerufen wurde, weiter und hat die 1000er-Grenze überschritten. Selbst ein Fahrdienstleiter aus Wien macht sich Gedanken über die Bahnrettung. In Betrieb ging die Bahn im Jahre 1968 und hatte dann zwei andere Besitzer, ehe sie 2004 an die Alpbacher Bergbahnen überging.