Lufthansa zieht Albrecht von AUA ab - Neuer Dienstort: Antalya
Wien/Schwechat/Frankfurt (APA) - Als Jaan Albrecht, der seine Karriere in der Luftfahrt 1973 als Pilot bei der Mexicana begonnen hatte, im N...
Wien/Schwechat/Frankfurt (APA) - Als Jaan Albrecht, der seine Karriere in der Luftfahrt 1973 als Pilot bei der Mexicana begonnen hatte, im November 2011 in den Chefsessel bei der AUA (Austrian Airlines) kam, fackelte er nicht lang. Im Auftrag der Mutter Lufthansa verordnete er dem Konzern einen dramatischen Sparkurs. Die Lufthansa wollte die AUA nur mehr über Wasser halten, wenn der Rotstift angesetzt würde.
Am Dienstag kam die Nachricht, der 60-Jährige werde Ende Mai aus der AUA ausscheiden. Sein neuer Posten wird mit 1. Juni der des Vorstandsvorsitzenden bei SunExpress, einer Gemeinschaftsfirma von Lufthansa und Turkish Airways. Stammsitz der Gesellschaft ist das türkische Antalya, zweiter Gesellschaftssitz Frankfurt, wo der neue Airlinechef auch viel Zeit verbringen dürfte. Sein Vertrag bei SunExpress läuft nach APA-Informationen für fünf Jahre.
SunExpress ist ein Joint Venture von Lufthansa und Turkish Airlines, unter diesem Namen hatte sich diese Gesellschaft seit der Gründung 1989 als Ferienflieger etabliert. SunExpress soll bei der Neuaufstellung im Lufthansa-Konzern (Stichwort Eurowings) nun eine Schlüsselrolle zukomme. Unter anderem will der Lufthansa-Konzern über diese Schiene auch ein Angebot für Langstreckenflüge aufziehen - als Antwort auf die harte Konkurrenz durch Billigairlines. Von deutschen Pilotengewerkschaftern wurden schon vorweg Warnungen laut, was ein künftiges (deutsches) Flugangebot zu türkischen Lohnbedingungen beträfe.
In Österreich gab es am Dienstag nach Bekanntgabe seines Abgangs aus der AUA von der Gewerkschaft keine Abschiedstränen für Albrecht. Hier hatte sich der AUA-Chef bald nach seinem Eintritt in die AUA mit langgedienten Piloten und Flugbegleitern angelegt. Privilegien wurden beseitigt, hohe Bezüge zusammengestrichen, viele Jobs abgebaut, Arbeitsrechtskämpfe ausgetragen. Die Airline war jahrelang dramatisch in den roten Zahlen, wiederholt machten sich Insolvenzängste breit.
Nach den ersten zwei Gewinnausweisen in den Bilanzen 2013 und 2014 nach vielen tiefroten Jahren sah sich die AUA zuletzt wieder investitionsfähig. Albrecht wurde nachgesagt, er hätte ganz gern noch die Früchte des Turnaround geerntet. Er fühlte sich, obgleich schon 60, erst in der ersten Halbzeit. Er gehe „schweren Herzens“ von der AUA weg, erklärte er am Dienstag. Auch von der Lufthansa hieß es, die Bitte zum Wechsel zu SunExpress sei schwer gefallen.
Albrecht ist deutsch-mexikanischer Doppelstaatsbürger. Seine Großeltern stammten aus Österreich. Aufgewachsen ist er in Mexico-City. Er hat die Airlinebranche auf vielen Positionen kennen gelernt. Bei Mexicana begann er als Pilot, 1990 wechselte er ins Management dieser Airline, 1998 zur Mexicana-Muttergesellschaft Cintra. In dieser Zeit war er auch Spitzenfunktionär in der internationalen Pilotenvereinigung. 2001 wurde er für zehn Jahre Vorsitzender im weltweiten Flugbündnis Star Alliance. Angelpunkt der Star Alliance ist die Lufthansa, auch die AUA gehört dazu.
Vorige Woche wollte Albrecht einen neuen Markenauftritt, die neue Flugzeugbemalung und die neuen AUA-Uniformen vorstellen, das wurde wegen des tragischen Flugzeugabsturzes bei der Schwestergesellschaft Germanwings ebenso verschoben wie eine lang vorbereitete Mitarbeiterveranstaltung.
~ ISIN DE0008232125 WEB http://www.austrian.com
http://www.lufthansa.com/ ~ APA422 2015-03-31/16:23