Asketischer General Buhari will Nigeria auf Kurs bringen

Abuja (APA/dpa) - Der frühere Militärdiktator Buhari ist der neue Hoffnungsträger Nigerias. Der 72 Jahre alte Muslim hat die Wahl gewonnen u...

Abuja (APA/dpa) - Der frühere Militärdiktator Buhari ist der neue Hoffnungsträger Nigerias. Der 72 Jahre alte Muslim hat die Wahl gewonnen und will in Afrikas bevölkerungsreichstem Land für einen neuen Aufbruch sorgen.

Der hagere 72 Jahre alte pensionierte General ist ein ungewöhnlicher Hoffnungsträger für das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Er ist rund 50 Jahre älter als die Hälfte der Bevölkerung. Die durchschnittliche Lebenserwartung für Nigerianer hat er bereits um zwei Jahrzehnte überschritten. Auch seine Erfahrung als früherer Militärdiktator machte ihn zu einem ungewöhnlichen Kandidaten. Doch die Mehrheit der Nigerianer traut ihm zu, als Präsident einen neuen Aufbruch einzuleiten.

Der Muslim Buhari gilt als integer und diszipliniert. Er will die größte Volkswirtschaft des Kontinents von den Plagen der Korruption befreien, für mehr Wachstum sorgen, die Armut bekämpfen und den islamistischen Terror von Boko Haram ausmerzen. Dank diesem Wahlprogramm ist ihm Nigerias erster Machtwechsel seit der Rückkehr zur Demokratie 1999 gelungen.

Sein Anspruch, ein Kandidat der Erneuerung zu sein, beißt sich jedoch mit seiner Vergangenheit. Der Karrieresoldat wurde bereits vor 40 Jahren zum Militärgouverneur eines Teilstaats ernannt und hatte daraufhin unter verschiedenen Militärregierungen zahlreiche Führungspositionen inne, inklusive Ministerämtern und einer Zeit als Chef des nigerianischen Ölkonzerns. 1983 putschte er sich schließlich an die Staatsspitze, seinen Vorgänger ließ er einsperren.

Während seiner Regierungszeit setzte er die Verfassung außer Kraft und führte mit eiserner Faust eine Kampagne gegen Korruption und für mehr Disziplin im Staat. Die Presse- und Meinungsfreiheit wurde eingeschränkt. Doch die wirtschaftlichen Probleme Nigerias bekam er nicht in den Griff. Schon knapp zwei Jahre später wurde er seinerseits weggeputscht und landete für drei Jahre hinter Gittern.

Buhari wurde 1942 im nördlichen Teilstaat Kaduna als 23. Sohn eines wohlhabenden Händlers geboren. Nach seiner Schulzeit ging er 1961 zum Militär des gerade von Großbritannien unabhängig gewordenen Landes. Er besuchte Fortbildungen an Militärakademien in England, Indien und später auch in den USA. Er machte beim Militär rasch Karriere. 1975 half er dann, Militärmachthaber Yakubu Gowon zu stürzen. Unter dessen Nachfolger wurde Buhari erstmals zum Gouverneur ernannt, später folgten Ministerämter. Ende 1983 dann führte er einen neuen Putsch an und wurde selbst zum Militärdiktator.

Inzwischen ist er jedoch nach eigener Aussage ein überzeugter Demokrat. 2003 bewarb Buhari sich erstmals bei einer Wahl um das Präsidentenamt. Er verlor. Auch 2007 und 2011. Doch am Wochenende siegte er gegen Amtsinhaber Goodluck Jonathan, und leitet damit den ersten Machtwechsel seit der Rückkehr Nigerias zur Demokratie 1999 ein.

Buhari trinkt nicht und raucht nicht, oft wird er in Nigeria als asketisch beschrieben. Er ist in zweiter Ehe verheiratet. Laut seiner Parteiwebseite ist er zehnfacher Vater. Buhari galt noch bis vor wenigen Jahren als strenggläubiger und wenig toleranter Muslim. Seine Aussagen zum Islam haben sich jedoch zuletzt gemildert. Zur Wahl trat er dann auch mit einem christlichen Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten an. Buhari wusste, dass er Jonathan für einen Wahlsieg Stimmen der christlichen Mittelschicht abnehmen musste.