Opposition erklärt sich zum Sieger der Präsidentenwahl in Nigeria
Abuja (APA/AFP/Reuters) - Die Opposition in Nigeria hat sich zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt. Zum ersten Mal in der Geschichte d...
Abuja (APA/AFP/Reuters) - Die Opposition in Nigeria hat sich zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt. Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes habe die Opposition eine Regierung bei einer Wahl aus dem Amt gedrängt, sagte ein Sprecher der APC-Partei von Oppositionskandidat Muhammadu Buhari am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP.
Buharis Wahlkampfchef sagte, der bisherige Staatschef Goodluck Jonathan habe in einem Telefonat seine Niederlage eingeräumt. Tausende Anhänger Buharis feierten auf den Straßen. Laut ersten amtlichen Ergebnissen hatte der 72-jährige ehemalige Militärmachthaber Buhari mit 15,4 Millionen Stimmen mindestens 2,1 Millionen Stimmen Vorsprung vor dem bisherigen Präsidenten Goodluck Jonathan.
Laut Teilergebnissen aus 31 der 36 Teilstaaten und aus der Hauptstadt Abuja führte Buharis APC in 20 Staaten, Jonathans PDP in 15 Teilstaaten und in Abuja. Lediglich die Ergebnisse aus dem Staat Borno im Nordosten des Landes, der besonders stark unter der Islamistenmiliz Boko Haram leidet, standen noch aus.
Buharis Wahlkampfsprecher Shehu Garba sagte AFP, Jonathan habe Buhari angerufen, um seine Niederlage einzuräumen. Buhari gewann unter anderem den wichtigen nördlichen Teilstaat Kano für sich, dort erzielte er 89 Prozent der Stimmen. Der muslimisch geprägte Teilstaat Kano ist bezogen auf die Bevölkerungszahl der zweitgrößte Teilstaat des Landes nach dem bevölkerungsreichsten Teilstaat Lagos im christlich geprägten Süden.
In Kano strömten tausende Menschen auf die Straßen, um Buhari zu feiern. Konvois von Motorrädern und hupenden Autos zogen durch die Stadt. Viele schwenkten Reisigbesen - das Symbol der APC, die angekündigt hat, in Nigeria nach Jahren des Missmanagements und der Korruption auszufegen.
Buharis Triumph in Kano war erwartet worden. Der Herausforderer ist ebenfalls Muslim aus dem Norden des Landes, der Staat leidet besonders stark unter den Angriffen der Islamistengruppe Boko Haram.
Jonathans Kritiker hatten dem Präsidenten vorgeworfen, die Bedrohung durch Boko Haram nicht in den Griff zu bekommen. Oppositionsführer Buhari profitierte zudem von der Frustration der Wähler über die verbreitete Korruption. Buhari hatte das Land von Ende 1983 bis August 1984 an der Spitze einer Militärregierung geführt und seither viermal für das Präsidentenamt kandidiert.
Die Wahlen waren am Wochenende von Gewalt und technischen Pannen überschattet, verliefen ansonsten aber weitgehend störungsfrei. Allerdings wird nach der Bekanntgabe der Ergebnisse neue Gewalt befürchtet - vor vier Jahren war es zu schweren Zusammenstößen gekommen, bei denen rund tausend Menschen getötet worden waren. Im südlichen Staat Rivers galt am Montagabend bereits eine nächtliche Ausgangssperre.
Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier bewertete den Urnengang als „eindrucksvolles Bekenntnis“ der Nigerianer zur Demokratie. Es sei ein gutes Zeichen und ein wichtiger Fortschritt, dass der Urnengang von internationalen Beobachtern als weitgehend frei und transparent eingestuft worden sei. Er rief die Anhänger beider Konkurrenten dazu auf, den Willen der Wähler zu respektieren, keine Manipulationen zuzulassen und den Wahlprozess „mit Respekt für die Demokratie Nigerias zu Ende gehen zu lassen“.